Der UMF-Trialer aus Österreich war schon als Wettkampf-Fahrer ein Ass, doch bekannt wurde er erst später durch seine spektakulären Internetvideos und beliebten Trial-Shows. Mittlerweise bereist er als Vollprofi die Welt hat für die Zukunft noch viele interessante Projekte in Planung.
Wer ist Dominik Raab?
Ich bin mittlerweile schon 26 Jahre alt und komme aus Linz/Österreich. Seit einigen Jahren arbeite ich als Mountainbike Profi, spezialisiert auf Street-Trial und Shows.
Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Angefangen hat alles vor 15 Jahren mit einem der legendären Hans Rey Videos – damals noch auf VHS Kasette. Die ersten 2 Jahre bin ich vor allem Mountainbike Touren gefahren, danach hat mich das Trial Biken am Meisten fasziniert. Ich bin dann so 6-7 Jahre Trial und viele Wettkämpfe gefahren. Nachdem ich Österreichischer Meister im Trial wurde, hab ich mich von den Wettkämpfen abgewandt und bin statt dessen unzählige Trial Shows gefahren. Es hat mich auch mehr gereizt Trial mit anderen Fahrstilen zu kombinieren, etwas was man heute Street-Trial nennt. Ich bin in den letzten Jahren neben Trial sehr viel Street und in Skateparks gefahren, etwas Dirt Jump und des öfteren auch Freeride. Ich liebe die Vielseitigkeit beim Biken!
Was war dein erstes Mountainbike?
Ein Noname Mountainbike vom Intersport. Es hatte sogar schon eine Federgabel und V-Brakes!
Bist du denn mittlerweile Vollprofi oder arbeitest bzw. studierst du noch nebenher?
Vollprofi. Das mit dem Studieren nebenher hab ich schon probiert. Mangels Zeit hat das aber nicht so ganz geklappt, würde das aber schon noch gerne nachholen.
Dominik Raab – Vienna 2011 from UMF Bikes on Vimeo.
Wie bist du an den Sponsoren-Deal mit deinem Hauptsponsor UMF Bikes gekommen?
Ich bin für UMF Bikes regelmäßig Shows gefahren und wurde schlussendlich ins internationale Team aufgenommen. Durch diesen Deal hab ich auch die Möglichkeit auf sehr viele unterschiedliche
Bikes zurüch zu greifen. Das ist für mich perfekt, da ich neben Trial immer wieder gerne andere Bike Richtungen ausprobieren möchte. Würde ich zum Beispiel für eine reine Trialfirma fahren, so hätte ich halt bloß ein Trialbike zur Verfügung.
Spätestens seit deinem Youtube-Video “Dominik Raab Autumn Edit 2010” kennt man dich in der Bike-Szene. Wie kam das eindrucksvolle Werk zustande?
Das Video ist in einem Zeitraum von 3 Monaten entstanden. Film und Schnitt stammen von meinem Freund und BMX Fahrer Tobias Plank. Gefilmt wurde ausschließlich in meiner Heimatstadt Linz.Der Hintergrund zum Video ist folgender: Tobias hat sich beim BMX fahren einen komplizierten Unterarmbruch zugezogen, war somit für 3 Monate im Krankenstand und hatte dadurch jede Menge Zeit. Nachdem bei Tobias das Filmen auch mit der anderen Hand funktionierte, beschlossen wir ein neues Video zu machen. Herausgekommen dabei ist Autumn Edit 2010.
Dominik Raab Autumn Edit 2010:
Dominik Raab Autum edit from UMF Bikes on Vimeo.
Dein Kollege Danny MacAskill hat durch den Hype im WWW viele Millionen Klicks bekommen, dein Video jedoch hat gerade mal über 40.000 Views, obwohl es fahrerisch und von der Filmqualität vergleichar ist. Hattest du höhere Erwartungen an das Video? Ärgert es sich ein wenig, dass es nur wenig verbreitet wurde?
Natürlich freut man sich, wenn das Video stark verbreitet wird. Allerdings hatten Tobias und ich auch keinerlei Erwartungen in das Video gesetzt. Wir wollten einfach einen schönen Film machen. Ich denke, dass uns das gelungen ist. Somit sind wir schon zufrieden. Wir haben das Video ja auch nicht im Auftrag einer Firma gemacht, wo man schon Erwartungen erfüllen muss. Wir haben einfach beide Spaß dabei gehabt ein neues Video zu machen und haben dieses auch hundertprozentig nach unseren eigenen Vorstellungen gemacht. Neben den Aufrufen im WWW haben sich auch einige andere tolle Sachen aus diesem Zwei-Mann-Projekt entwickelt.
In dem besagten Clip fährst du auf einem Brückengeländer hoch über einem Fluss. Reizt dich der Nervenkitzel bei solchen Aktionen? Bringt dich Chris Akriggs Absturz von einer Klippe da zum Grübeln?
Ich hab noch nie eine Aktion wegen dem Nervenkitzel gemacht. Es ist immer um den perfekten Trick, die perfekt Line, das perfekte Foto oder die perfekte Videoaufnahme gegangen. Auch Chris hat das Felsengap, wo er abgestürzt ist, sicher nicht wegen dem Nervenkitzel gemacht. Die Möglichkeit, dass mal was schief gehen kann ist natürlich immer da und kann sogar mal Chris Akrigg, den ich zu einen der Biker mit dem besten Radgefühl zähle, passieren. Ach ja, der angesprochene Sturz ist wohl der krasseste Crash, den ich bisher gesehen hab. Ich hoffe, dass Chris bald wieder fit ist!
Kannst du uns denn schon etwas verraten zu deinen geplanten Projekten etc. für 2012?
Ich werde auf jeden Fall wieder sehr viele Trial-Shows fahren, die auch viele Street Elemente beinhalten. Ich würde auch sehr gerne ein neues Video machen, welches das Autumn Edit Video toppen kann. Wie schon angesprochen ist so eine Videoproduktion sehr zeitintensiv und da bräuchte man schon mal einen Sponsor, der einem ermöglicht gemeinsam mit einem Filmer für ein paar Monate los zu ziehen und nichts anderes zu machen als zu filmen – oder wieder einen langen Krankenstand von Tobias. Aber mir wäre, vor allem aber Tobias wäre die Sponsor-Variante am Liebsten.
Das Risiko fährt immer mit, besonders in solchen Höhen:
(Foto: Christoph Breiner)
Dein Fahrtstil ist spektakulär und beinhaltet technische Raffinessen sowie hohe Drops und Backflips. Wer inspiriert dich für solche Moves? Welche Videos animieren dich zum Üben neuer Tricks?
Ich denke, dass mich oft meine Freunde für neue Moves inspirieren. Viele meiner Freunde fahren BMX, Dirt oder Freeride. Trial oder Street-Trial fährt bei mir in der Gegend niemand. Ich würde nicht auf die Idee
kommen mit dem Trialen aufzuhören, bloß weil ich oft alleine fahre. Dafür macht es einfach zu viel Spaß. Allerdings fahr ich halt oft mal mit ein paar BMXern im Skatepark oder mit ein paar Freeridern auf den local Singletrails. Oft inspiriert mich auch mal das eine oder andere BMX Video. Nicht immer wegen den Tricks, die man darin sieht, aber oft wegen der kreativen, künstlerischen Umsetzung.
Du fährst jetzt schon länger Trial und bist kein absoluter Youngster mehr. Spürst du die vielen harten Belastungen häufiger mal in den Knochen und Gelenken oder bist du da bisher sorgenfrei?
Ehrlich gesagt vor einigen Jahren hat mir noch weniger weh getan. Irgendwas schmerzt leider fast immer, ein ewiges Trialer-Leiden sind wohl Rückenschmerzen. Man muss aber dazu sagen, dass ich fast täglich Stunden lang auf dem Bike zu finden bin.
Was hattest du bisher für Verletzungen und wie kam es dazu?
In den Sprunggelenken hab ich mir mehrmals die Bänder gerissen, Knorpel im Knie eingerissen, Bänder und Kapsel in der Schuler gerissen. Grundsätzlich sind mir solche Sachen immer bei unötige Spielerein oder vermeintlich einfachen Sachen, wo man unkonzentriert ist, passiert. Beim Trialen ist man eher langsam unterwegs, da bleibt es meistens bei Schürfwunden und blauen Flecken. Ein guter alter Trial-Klassiker ist der Pedal to Schienbein Trick, den man gefühlte 1 Millionen mal fabriziert.
Ryan Leech und Timo Pritzel machen Yoga, andere Fahrer trainieren im Fitnessstudio. Wie bereitest du deinen Körper auf die Belastungen deines Jobs vor?
Ich dehne regelmäßig, um einiges mehr als noch vor ein paar Jahren. Ich möchte aber auch bald mal Yoga ausprobieren.
Der Bunny Hop ist das Alltagswerkzeug eines Trial-Bikers!
(Foto: Konsti Smola)
Was möchtest du als Bike-Profi unbedingt noch erleben vor dem Karrieende im Alter?
Eine gemeinsame Session mit Hans Rey, Danny Macaskill, Ryan Leech, Jeff Lenosky und Chris Akrigg.
Du fährst viele Trial-Shows. Fühlst du dich da manchmal wie ein Zirkus-Clown bei den ständigen Wiederholungen oder wie empfindest du diese Veranstaltungen?
Als Trial-Show-Fahrer muss man schon etwas aufpassen, dass man nicht das Zirkus Clown Image bekommt.
Mit einem guten professionellen Auftreten kann man dem ganz gut entgegen wirken. Um mich nicht ein Leben lang wie ein Akkordabeiter zu fühlen ändere ich regelmäßig mein Showprogramm und verändere dabei auch meinen Showparcours. Anfang dieses Jahres erst hab ich meinen Showparcours komplett verändert und auch technisch anspruchsvoller gemacht. Somit habe ich auch die persönliche fahrerische Herausforderung bei meinen Shows. Ich liebe es nach wie vor eine schöne Show auf einer gutbesuchten Veranstaltung zu fahren! Ich sehe mehr die positiven Seiten von den Shows: Einem Publikum meine Sportart näher zu bringen und dabei viele schöne und interessante Plätze auf dem Globus zu bereisen. Durch die ständigen Wiederholungen bekommt man auch eine enorme Sicherheit bei seinen Tricks, denn bei einer Show sollte ein Trick schon beim ersten Versuch klappen.
Dein Bike hat dich zu vielen Orten auf dieser Welt geführt. Welche Reise blieb dir als die Beste in Erinnerung und wo willst du unbedingt man hinfahren?
Es waren so viele ganz unterschiedliche Plätze dabei, dass es wirklich schwierig ist zu sagen, welche Reise am Besten war. Ich würde mal sagen meine Ausflüge nach Asien waren immer eine besondere und äußerst wertvolle Erfahrung, die ich auf gar keinen Fall missen möchte. Das Leben dort ist so unglaublich unterschiedlich zum Leben hier. Australien und Südamerika würde ich noch gerne bereisen.
Im Winter reist Dominik auch gerne in den Süden, um dort die Städte unsicher zu machen:
Dominik & Biz in Barcelona from Tobi Plank on Vimeo.
Du hast früher viele Trial-Wettkämpfe bestritten auch mit großem Erfolg. Wie siehst du diese Nische im Radsport, wird das immer weniger oder profitieren die Trialer vom Hype um MacAskill?
Trial wird wohl immer eine kleine Nische im Radsport bleiben. Der Grund warum so wenige Trial fahren liegt meiner Meinung nach daran, dass es beim Trial Biken wirklich sehr lange dauert bis man mal die Basics kann und bis das Ganze etwas gleich schaut dauert es noch viel länger. Vielen fehlt dann der Ehrgeiz um Stunden, Wochen, Monate, Jahre-lang z.B. auf dem Hinterrad hüpfen zu üben. Danny hat Trial auf jeden Fall viel populärer gemacht. Die Wenigsten wissen aber, dass es beim Trial Biken diesen krassen Unterschied zwischen reinem Trial/Wettkampftrial und eben Street-Trial gibt.
Welche anderen Bike-Disziplinen reizen dich am meisten?
Zur Zeit auf jeden Fall Freeride in Form von flowigen Singletrails.
Was für Bikes hast du denn zuhause stehen?
UMF Freddy Team, UMF Hardy Steel Team, UMF Hardy 4X Team, UMF Prototyp Street Trials
Was muss deiner Meinung nach konkret passieren, damit der Trial- und der MTB-Sport mehr in die Öffentlichkeit gerückt wird?
Man muss die Events zum Publikum bringen und nicht umgekehrt. Veranstaltungen inmitten großer Städte wie z.B. der Vienna Air King oder der District Ride sind ein gutes Beispiel dafür.
Schnellschüsse:
Wenn du nur ein Bike für alles fahren könntest – was für ein Modell wäre das?
Mein Street-Trial Rad.
Wo fährst du lieber Trial – Urban in der City oder doch in der schönen Natur?
Als Street Trialer natürlich in der City.
Welcher Trick ist dein All-Time-Favorit?
G-Turn!
An welchem Trick beisst du dir die Zähne aus?
Fakie Manual im Flat.
Was treibst du im Winter? In einer Halle Biken oder lieber in den Schnee ziehen?
In einer Halle trialen, im Schnee Singletrails fahren oder in den Süden fliegen.
Die besten drei Bikevideos , die du je gesehen hast?
Eddie Romans “Hammertime”, Hans Rey “Big Five”, Lifecycles!
Was würdest du gerne an dir ändern?
Ich möchte wieder jünger werden!
Was sind deine sportlichen Ziele für 2012?
So viel wie möglich zu Biken, schöne Videos und gute Shows zu machen.
Welches deiner Bikes bewegst du am häufigsten?
Mein Street Trial Rad.
Was ist dein favorisierter Streckentyp?
Mauern , Rails und Treppen in der City.
Welches MTB-Event besuchst du am liebsten?
Da gibt es einige. Z.B. die Bikefestivals in Wien, Riva oder Willingen machen immer sehr viel Spaß.
Hattest du in der Jugend Idole oder Vorbilder im MTB-Sport?
Hans “No Way” Rey!
Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
V-Brakes und später Scheibenbremsen.
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten (aus dem Bike-Bereich)?
Syntace VRO.
Was macht dich glücklich?
Familie, Freunde und natürlich Biken!
Dein aktueller Lieblingsfahrer?
Nach wie vor Hans Rey.
Thanks für das Interview und viel Spaß für die nächste Saison!
Web: Homepage Dominik Raab /// FB-Fanpage Dominik Raab
(Interviewfragen: Marc Brodesser @ mtb-zeit.de in Kooperation mit dem Magazin 6undZwanzig)