Seit Johannes Fischbach und Guido Tschugg im 4X-Geschehen auf internationaler Ebene nicht mehr mitmischen, ist der Berliner Aiko Göhler der Top-Fahrer in der 4X Pro Tour das Aushängeschild für die Vierkampf-Racer aus Deutschland. Im mtb-zeit.de-Interview erfahrt ihr mehr über den vielseitigen Mountainbike-Profi und Physiotherapeut, der 2013 für Last Bikes startet.
Interview 4X-Racer Aiko Göhler mtb-zeit.de
Stell dich bitte mal kurz den Lesern vor, die dich und deine Story noch nicht kennen.
Nun gut, mein Name ist Aiko Göhler ich bin 22 Jahre alt und bin frischer Physiotherapeut. Auf der Arbeit behandle körperlich- und geistig behinderte Kinder, die Arbeit mit den Kindern gibt mir viel Kraft und Mut außerdem sind die Kinder immer sehr Dankbar was mich im Moment echt erfüllt. Nun kommen wir zum MTB: 2013 werde ich für Last Bikes an den Start gehen und wieder ordentlich Gas geben.
Wie bist du zu deinen Anfangszeiten in die 4X-Szene hinein gerutscht?
Durch einen guten Freund, der mich vor vielen Jahren mit zu einem 4x Rennen nach Luckenwalde nahm, bin ich zum fourcrossen gekommen. Kurz darauf war auch die 4x Europameisterschaft in Stollberg, wo ich mir das Spektakel noch aus der Ferne angesehen habe und da hatte es mich gepackt.
Was hat dich zu der Zeit an dem Sport so fasziniert? Sind das heute andere Dinge?
Mir haben es die Zweikämpfe und Überholmanöver besonders angetan. Heute sind es die Überholmanöver und das Fahren an sich, welche mir immer wieder einen besonderen Kick und die extra Portion Spaß geben. Den ich bis jetzt auch noch nie verloren habe, denn der Spaß am Fahren ist eines der wichtigsten Sachen, um gute Rennen zu fahren und auch mal Niederlagen einstecken zu können.
Du bist nach dem Ausscheiden von Johannes Fischbach und Guido Tschugg einer der erfolgreichsten deutschen 4X-Racer – erzähl uns doch mal wie dein Aufstieg im Ranking der 4X-Riege verlief!
Es begann mit der ersten Saison bei den Hobby Herren im MDC wo ich Vierter wurde, dann kam das Trainingslager in Plessa mit Johannes Fischbach was mich auf ein neues Level pushte und ich holte mir den ersten Lizenzgesamtsieg ich war geflashed! Und das Jahr darauf konnte ich meine Leistung ausbauen und wurde erneut Gesamtsieger. Nach dieser Saison konzentrierte ich mich dann auf die Worldcups was mich erneut nach vorne brachte. Und seit dem letzten Jahr kann ich sagen, es gelingt mir immer öfter die großen Boys ein bisschen aufmischen. Wie mir es gut in Houffalize und Polen gelang. Und nun beschreibst du mich als einer der erfolgreichsten deutschen 4crosser – ich fühle mich geehrt.
Was fasziniert dich so am 4X, sodass du da viel Energie, Zeit und Leidenschaft rein investierst?
Das was mich am Fourcross immer noch am meisten reizt ist das Überholen, also versuchen in schnellster Zeit einen Weg zu finden um jemanden zu blocken oder zu überholen womit der andere nicht rechnet und der extra Energieschub, wenn man es geschafft hat.
Nun geht es in die zweite Saison der 4X Pro Tour – was sind deine persönlichen sportlichen Ziele für 2013?
Mein Ziel ist es dieses Jahr endlich mal auf einem Treppchen zu stehen … Es hätte ja 2012 in Houffalize schon fast geklappt war nur doof, dass sie den 4. Platzierten nicht aufgerufen hatten.
Die 4X Pro Tour bekam sehr viel positives Feedback – als Fan dieser Disziplin fehlen einem jedoch die Live-Übertragungen, wie sie bei Freecaster üblich waren. Wie siehst du die Chancen des 4X-Sports mehr Aufmerksamkeit zu erhalten und auch ohne UCI Worldcups wieder aufzusteigen?
Es geht ja ein Gerücht um, dass 2014 der 4x Worldcup wieder zurückkommen soll und deshalb bin ich ganz zuversichtlich und positiv dem Ganzen gestimmt. Und dann wird es bestimmt auch wieder Live-Übertragungen geben.
Es gibt auch einige regionale Serien im 4X-Sport – welche Bedeutung haben sie in deinen Augen für deinen Sport?
Ja, es gibt den MDC und den SDC. Früher habe ich immer versucht alle von ihnen mitzufahren, aber mittlerweile versuche ich mich mehr auf die internationalen Rennen zu konzentrieren, da es für mich keinen Sinn macht jedes Wochenende weg zu sein. Man muss seinem Körper auch etwas Erholung gönnen. Außerdem sind ja auch manch internationale Rennen direkt aufeinander, was einen schon ganz schön schafft. Aber wenn mal viel Zeit hat und nichts anderes Wichtiges anliegt, fahre ich auch super gern nationale Rennen. Dort mache ich mir am wenigsten Stress im Kopf und kann super entspannt Rennen Fahren. Das einzige was ich immer an den nationalen Rennen schade finde ist, dass noch keine Zeitqualifikation eingeführt wurde. Aber okay für alle Hobbyfahrer, die auch nur Spaß haben wollen.
Welche Pro-Racer haben dich bisher am meisten inspiriert?
Jared Graves hat mich bis jetzt am meisten geflashed: Bomben Gates, super Technik und immer konstant auf dem Treppchen, 2012 Downhill und nun 2013 auf dem Endurobike unterwegs. Wovon ich mir auf jeden Fall noch eine Scheibe abschneiden muss, sind bessere Gates.
Jared Graves war stets als sehr kraftvoller 4X-Athet bekannt – erzähl uns doch mal mehr über deinen Fahrstil und deine Stärken und Schwächen!
Ich habe wohl eher nicht den Status besonders kraftvoll zu sein, dafür bin ich mehr der Überholer, der sich in die nächste Runde durchkämpft. Aber bin zurzeit auch tüchtig im Training, um kraftvoller zu werden. Eine meiner Schwächen ist auch das Startgatter. Doch bald gibt es ein Startgatter für die Supercrossstrecke in Berlin und dann kann ich ordentlich Gas geben!
Welche andere Rad-Disziplinen gehören zu deinem Training bzw. deiner Leidenschaft?
Zu meinem Training gehört das BMX fahren auf Dirts und BMX Race Tracks, um die Technik zu verbessern. Zu meiner neuen Leidenschaft gehört auf jeden fall das Enduro-Fahren. Durch Last Bikes kann ich nun auch endlich mit einem richtigen Endurobike – dem Last Herb 160 – an den Start gehen und den Federkomfort für mich nutzen.
Beschreib uns doch mal deine lokale Szene – bist du da eher Einzelkämpfer oder hast du viele Wegbegleiter?
Die lokale Szene an Radfahrern ist in Berlin ziemlich groß und stark, deshalb bin ich meist nie allein auf dem Rad unterwegs. Unter ihnen auch leidenschaftliche Fahrer wie Carlo Diekmann und Joscha Forstreuter, mit denen ich oftmals die Trails auf dem Mellowpark unsicher mache. Mit Rick Schubert, der nun wieder aktiv Fourcross fahren möchte, und Klaus Beige einer unseren schnellsten 4Xern, wie er bei der WM bewies, indem er schnell mal den Weltmeister überholte, trainiere ich viel auf der Supercrossstrecke und gehe mit ihnen auch super Enduro-Touren fahren.
Manche fordern mehr “richtiges Mountainbiken” auf den 4X Strecken – wie sieht da dein Ideal aus und welche Mischung ist für dich die Rennserien am besten?
Für mich ist eine die perfekte 4X Strecke eine gute Mischung aus technischen Hindernissen, wie sie auf BMX Strecken üblich sind und holprig, wurzeligen Passagen wie sie aus dem Downhill bekannt sind. Außerdem soll es große Kurven geben, wo nicht nur einer durchpasst, sondern man sich als drei oder vier auch eine schöne Sniperline zurechtlegen kann. Was ich auch noch gut finde, wenn direkt nach dem Start Hindernisse kommen dann können nicht gleich alle mit dicken Beinen davonfahren, hehe.
Reizen dich auch andere Race-Geschichten, wie der Trend Enduro-Racing?
Es reizt mich auf jedenfall, deshalb werde ich in diesem Jahr auch an ein paar Enduro Rennen bestreiten um meine Fertigkeiten auszubauen. Dies bringt mir sicher auch etwas für das Fourcrossen.
Körperliches Training ist vor allem für schnelle Starts besonders wichtig. Was an Training musst du so absolvieren?
Ja das stimmt wohl deshalb bin ich jetzt seit ungefähr einem Jahr lang kontinuierlich bei Superfit. Ich trainiere meinen Körper, aber nicht nur um meine Starts zu verbessern, sondern auch um generell an Muskelmasse aufzubauen, um mir eine eigene Safetyjacket aus Muskeln zuzulegen. Dazu gehe ich jeden Tag ins Fitnessstudio und wenn dann doch mal ein Tag nicht in den Zeitplan passt, freut sich mein Körper über die zusätzliche Regeneration. Bei meinem Training im Fitnessstudio werde ich oft von meinem WG-Mitbewohner motiviert.
Wie bekommst du Job und Racing unter einen Hut?
Ich arbeite ja erst seit ungefähr drei Monaten und deshalb hat sich noch nichts mit Rennen überschnitten, aber habe extra einen 30 Arbeitsvertrag abgeschlossen, damit ich im Sommer auch Zeit zum Training habe und natürlich für die Rennen. Ich bin aber auch schon gespannt, wie alles zusammen passt!
Bastelst du an deinen Bikes selber oder gibt es auch Sachen, die andere erledigen müssen?
Eigentlich mache ich alles allein, aber wenn es um Federgabeln geht lasse ich lieber die Profis ran.
Wenn du nur ein Bike als Allrounder für einen langen Bike-Urlaub mitnehmen könntest – was wäre das für ein Modell?
Das wär dann wohl mein neues Last Tremonia, welches ich mitnehmen würde. Damit kann ich einfach alles machen ob 4X, Dirttrack, BMX-Strecke, Freeridetrack oder leichten Downhill mit dem Rad ist alles möglich. Das einzige, was man noch mitnehmen sollten verschiedene Reifen sein, nicht dass man mit Fat Alberts die Dirtspots ruiniert.
Was hast du für deine Terminplanungen für 2013 in Sachen Mountainbiken so vorgesehen – trifft man dich auf größeren Events?
Dieses Jahr versuche ich alle 4X Protour-Rennen zu bestreiten und mich wieder für Europameisterschaft und Weltmeisterschaft zu qualifizieren! Außerdem werde ich wieder beim Europas größtem Bike-Event, dem Dirtmasters Festival in Winterberg an den Start gehen.
Was steht so alles auf deiner “Bike-Erlebnisse, die ich in meinem Leben abhaken möchte”-Liste?
Was mich am meisten reizt, ist der Megaavalanche – nur hatte ich mich bis jetzt immer noch nicht durchringen können daran teilzunehmen. Vielleicht klappt es ja dieses Jahr mit dem Last Herb.
Verletzungen bleiben auch im MTB-Bereich ein Thema. Was hast du dir da bisher so zugezogen?
Über Große Verletzungen konnte ich mich bis jetzt nicht beklagen! Zum Glück sind es bis jetzt immer nur Schürfwunden und Prellungen gewesen, obwohl die Prellung des Steißbeines schon ziemlich schmerzhaft war. Nach dem schmerzvollen Sturz auf das Gesäß, musste ich gute drei Wochen an Unterarmgehstützen laufen, da es sonst kaum auszuhalten war! Aber zum Glück ist das schon drei Jahre her und meinem Po geht es gut!
Wo liegen deine Lieblings-Reviere für’s Biken?
Am meisten bin ich hier in Berlin mit guten Freunden Radfahren, ob im Winter auf dem Teufelsberg, wo wir kleine aber feine Singletrails bei Schnee oder Regen heizen – wir sind stets auf dem Rad. Dieser Freundeskreis hat sich vor vielen Jahren in Frohnau zusammengeschlossen und es ist immer wieder schön mit den Jungs und Mädels eine Runde zu rollen. Im Sommer nutzen wir die frisch geshapten Pumptracks und Dirts in Berlin. Der neugewonnene Supertrackkurs im Mellowpark macht wohl allen riesen Spaß, auch den ganz Kleinen und deshalb sind wir gefühlt jeden Tag auf der Strecke, um uns den Supertrack Kick zu geben.
Welche Sportarten neben dem Biken praktizierst du noch so?
Da ich fast jeden Tag im Fitnessstudio trainiere, bleibt leider nicht viel Zeit für anderes. Aber wenn sie es zulässt, gehe ich gern Klettern, Bowlen, Schwimmen, Fußball spielen und was man sonst noch so schönes machen kann.
Was hast du dir ansonsten bike-mäßig für 2013 vorgenommen?
Endlich mal auf einem internationalen Treppchen zu stehen – ich möchte dieses Jahr meine Leistungen ausbauen und schauen, wie viel man mit Training rauskitzeln kann.
Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Fahrradrahmen, die nicht gleich reissen…
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten?
Vor kurzem erst getestet und schon bin ich in den Bann gezogen von einer Hydraulischen Sattelstütze: Einfach toll so ein Teil, da muss man glatt aufpassen, dass man nicht abhängig wird.
Was ist die wichtigste Lektion die das Leben dich gelehrt hat?
Nimm nicht immer den bequemsten Weg!
Was führt dich in Versuchung?
Butterbrötchen mit Nutella und eine Herausforderung, die es in sich hat.
Was macht dich glücklich?
Wenn mein Mitbewohner auch mal kochen würde (Scherz) – wirklich glücklich macht mich meine Arbeit mit den Kindern auf meiner Arbeit. Und natürlich schöne Bike-Locations heizen!
Dein größter Erfolg?
4.Platz 4x Protour Houffalize 2012
Aiko rockt auch gerne Pumptracks:
Aiko Pumptrack Mellowpark from Niklas on Vimeo.
Deine größte Angst?
Schwere Verletzungen, die mich für längere Zeit außer Gefecht setzten, aber diese Angst habe ich in die hinterste Schublade geschoben, denn mit damit könnte ich wohl kaum Rennen fahren. Respekt vor der Sportart und vor großen Sprüngen habe ich trotzdem.
Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Energiegeladen also immer Aktion, dann bin ich so ziemlich spontan was Übernachtungen auf Rennen angeht, denn da muss öfter auch mal Mmin Renault Scenic herhalten, hehe.
Wie möchtest du gerne in Erinnerung gehalten werden?
Irgendwann einmal als ältester 4xer in die Geschichte einzugehen.
Danke für das Interview und viel Spaß 2013 🙂
[…] gute Los eines Freilaufs. Die Lizenzherren waren mit der deutschen 4x Elite angetreten und neben Aiko Göhler, Klaus Beige war auch der noch verletzte Stefan Scherz an der Strecke, der zumindest mit vielen […]