Die schnelle Downhill-Racerin aus Saalbach Hinterglemm war immer mal wieder in Magazinen präsent und konnte in ihrer jungen Karriere schon einige Erfolge ansammeln. Warum und wie sie den Spaß am Sport behalten möchte und inwiefern ihr erster Tag auf dem Bike Himmel und Hölle vereinte, lest ihr im ausführlichen Interview hier auf mtb-zeit.de!
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Hej Karin! Stell dich bitte mal kurz den Lesern vor – für alle, die dich noch nicht kennen.
Ich bin Karin Pasterer, 21 Jahre alt und wohne im Freeride-El Dorado Österreichs Saalbach Hinterglemm. Nachdem ich als Kind sehr viele Sportarten wie Judo, Reiten, Boardercross und Skifahren ausprobiert habe, bin ich vor sieben Jahren dann beim Downhill-Sport hängen geblieben.
Wie bist du zu deinen Anfangszeiten in die Abfahrts-Szene hinein gerutscht?
Zu Hause gab es damals nur ein einziges Mädchen, das diesen Sport betrieb. Mit meinen damals 13 Jahren war sie für mich einfach die Coolste mit ihrem Bike und dem Fullface-Helm. Irgendwann sind wir dann auch ins Gespräch gekommen und wurden Freunde. Es hat nicht lange gedauert, da haben mir meine Eltern dann mein erstes Bike vom Osterhasen bringen lassen. Einen besseren Einstieg kann es also kaum geben würde ich sagen: Neue Freunde, coole Leute in der Szene und Unterstützung von den Eltern!
Was war dein erstes Mountainbike denn für ein Modell?
Ein blitzblaues Giant AC – danke an den Osterhasen!
Was hat dich zu der Zeit am Downhillen und Freeriden so fasziniert? Sind das heute andere Dinge?
Der Nervenkitzel! Als Anfänger freut man sich über jedes noch so kleine Hindernis, das man mit seinem Bike überwunden hat. Gerade am Anfang spürt man, wie man bei jedem Run besser und schneller wird – das motiviert! Das ist auch heute noch gleich, nur sind es nun zusätzlich noch neue Dinge wie größere Sprünge oder schwierigere Strecken.
Die Bikeparks in Saalbach-Hinterglemm und Leogang liegen vor deiner Haustür. Welche Strecken dort magst du am liebsten und würdest sie sofort weiterempfehlen?
In Saalbach Hinterglemm ist der Hacklberg-Trail mit seinem atemberaubenden Panorama der perfekte Trail um einen gelungenen Biketag ausklingen zu lassen. Am besten beginnt man den Tag am Reiterkogel auf der Blue- und Pro-Line, fährt danach weiter zur Kohlmaisgipfelbahn – rüber zum Spielberghaus, denn dort beginnt der Höll-Trail mit einer Vielfalt von verschiedenen Sprüngen. Danach runter zur X-Line am Schattberg und dann weiter auf den Westgipfel zum Hacklberg-Trail. Eine perfekte Freeride-/Downhilltour für einen Tag, wenn man nicht 8 Stunden lang den gleichen Trail hinunterrollen will. Leogang ist mit seiner Weltcup-Strecke natürlich auch nicht ganz uninteressant. Weiterempfehlen kann ich also alle, denn es ist für jede Tagesverfassung und Lust was dabei – von leicht und flowig bis schwer und technisch.
Du fährst für YT Industries, die sonst fast nur männliche Teamfahrer haben wie kam der Kontakt zustande und wo deine Schwerpunkte als Repräsentantin der Marke?
Der Kontakt mit YT Industries kam beim letzten Adidas Slopestyle 2008 zustande. Ich habe dort am Spielberghaus ausgeholfen, während YT dort ein Summercamp veranstaltet hat. Mein Kollege Mike hat den Jungs dann zugeflüstert, dass ich Downhill fahre. Da sich YT zu dieser Zeit gerade in der Anfangsphase mit Downhill-Bikes befand, suchten sie dafür noch Teamfahrer. Sie fragten mich um ein paar Actionbilder, wir haben uns eine Weile unterhalten und zack: mein erster Sponsor. Ich denke ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Als blonde junge Frau auf dem Downhill-Bike reagieren andere Biker, Freunde und Bekannte doch bestimmt anders als sonst – wie fallen die Reaktionen der Mitwelt auf dein für manche ungewöhnlich erscheinendes Hobby aus?
Früher waren die Reaktionen anders als heute. Die Leute waren sehr überrascht ein Mädchen im Bikepark gesehen zu haben, haben mich sofort angesprochen, ob ich eine Runde mit ihnen fahren will und wenn sie dann bemerkt haben, dass ich ihnen locker nachkomme gab es als Reaktion ein respektvolles Nicken und ein „Nicht schlecht“ – das hört Frau doch immer gerne. Sogar meine Eltern waren mit dem Thema oft konfrontiert. Vorwürfe wie: „Ich würde mein Mädchen das nicht machen lassen“ ließen sie aber kalt, weil sie wussten das ich nicht übermäßig viel riskiere.
Die “World Games” in Saalbach (Hobby-WM) liegen dir als mehrfache Siegerin sehr. Kannst du als Elite-Racerin dort aktuell noch mitfahren?
Nein, die World Games sind ausschließlich für Hobby-Fahrer.
DH-Rennen auf Profi-Niveau oder eher als Hobby neben dem Job easy an Rennen teilnehmen – worauf
willst du in Zukunft deinen Fokus setzen?
Der Sport war für mich immer ein Hobby und soll es auch bleiben. Ich will meinen Spaß nicht an eine Pflicht verlieren, also betreibe ich das Ganze als Hauptbestandteil meiner Freizeit mit dem Maß an Engagement, das mir Spaß macht. Ich nehme aber gerne an Rennen teil und versuche mich darin auch ständig zu verbessern.
Wo liegen deine Stärken beim Racing und was zählst du zu deinen Schwächen?
Meine Schwächen liegen eindeutig bei meinen Nerven – Die kriege ich bei wichtigen Rennen noch nicht ganz in den Griff. Nasse Strecken sind auch nicht gerade mein Ding. Bei trockenen Rennen habe ich jedoch meist gar keine Probleme und lasse mich auch von schwierigen Passagen nicht abschrecken – die fahre ich dann halt einfach ein bisschen öfter.
Hast du einen geregelten Trainingsalltag und welche Aufgaben musst du noch in deine Tagesplanungen reinpacken?
Einen Trainingsplan habe ich nicht. Ich besuche im Winter zwar manchmal das Fitnessstudio, jedoch halte ich mich lieber mit Snowboarden, Ski-Touren und Klettern fit und im Sommer fahre ich lieber mit dem Bike in den Bergen bevor ich mich auf einen Hometrainer setze. Ich bin seit einem Jahr voll berufstätig, starte aber im Oktober mein Studium Sport- und Eventmanagement, neben dem ich noch auf Teilzeit arbeite.
Wie gefallen dir die neuen Massenstart-Downhill Formate? Reizt dich diese Disziplin?
Ich habe erst an einem Massenstart-Downhill teilgenommen: Dem Gang Battle beim Freeride Festival in Saalbach. Ich mag es, jedoch lasse ich es lieber, wenn ein wichtiges Rennen ansteht.
Hast du auch Endurorennen für deine Terminplanungen für 2013 vorgesehen?
Ja, aber nur der Enduro Ride im Zuge des Bike-Festivals in Riva del Garda. Dieses Rennen hat aber mit dem üblichen Rennformat von Enduro-Rennen nicht viel gemein. Ansonsten bleibe ich lieber beim Downhill.
Sind vielleicht auch Videoprojekte für die Online-Gemeinde geplant?
Wir werden sehen, hehe.
Was steht so alles auf deiner “Bike-Erlebnisse, die ich in meinem Leben abhaken möchte”-Liste?
Sehr, sehr viel. Einiges davon konnte ich bis dato schon abhaken. Whistler steht an ganz oberster Stelle und wurde leider noch nicht realisiert. Wir werden sehen, wo mich mein Leben noch hinführt.
Fährst du auch andere Rad-Disziplinen z.B. für das Training XC oder auch mal Tricksen auf dem Dirtbike?
Im Dirtbiken habe ich mich vor Jahren einmal versucht – das lag mir aber nicht besonders.
Verletzungen bleiben auch im Profi-Bereich ein Thema. Was hast du dir da bisher so zugezogen?
Am allerersten Bike-Tag meines Lebens überhaupt habe ich mir gleich das Schlüsselbein gebrochen. Drei Jahre später eine Bauchdeckenprellung und beim Training für die letzten World Games, die ich mitgefahren bin, Kapselbruch und Bänderriss am Daumen.
Welches deiner Bikes fährst du selber am häufigsten?
Mein YT Tues 2.0 WC Ltd!
Wo liegen deine Lieblings-Reviere für’s Biken?
Direkt vor der Haustür: Saalbach Hinterglemm und Leogang. In der Ferne ist es definitiv Whistler!
Welches Erlebnis bei einem Bike-Trip wirst du nie vergessen?
Bei meinem letzten Trip waren da so einige Erlebnisse dabei. Darüber wird aber bald noch ausführlich berichtet, stay tuned!
Was war das eindrucksvollste Bike-Erlebnis das du je mitgemacht hast?
Ein kleiner Junge, der uns alle auf einer technischen Strecke aber sowas von stehen hat lassen – man darf gespannt sein was von dem in Zukunft noch kommt, wenn er dabei bleibt!
Welche Sportarten neben dem Biken praktizierst du noch so?
Klettern, Snowboarden und Ski-Touren
Was hast du dir bike-mäßig für 2013 vorgenommen?
Ich würde gerne meine ersten World-Cup Rennen mitfahren. Dafür sollten die Ergebnisse bei den vorigen Rennen passen, damit ich genug World-Cup-Punkte sammeln kann. Als Reiseziel nehme ich mir – wie soll es auch anders sein – Whistler vor.
Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Full-Suspension-Bikes. Die Zeit in denen man Downhill noch mit Hardtails gefahren ist, habe ich zwar nicht aktiv miterlebt, aber den Videos von damals nach zu beurteilen, haben unsere Raketen von heute schon seinen Sinn 😉
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten aus dem Bike-Bereich?
Ich würde sagen Helm und Protektoren. Ohne diese Dinge würde es wahrscheinlich einige von uns nicht mehr geben.
Was ist die wichtigste Lektion die das Leben dich gelehrt hat?
Einfach genießen und Spaß haben. Man sollte das Leben in jungen Jahren nicht zu ernst nehmen sonst verpasst man so einiges.
Welchen besten Tipp hast du mal an jemand anderen gegeben?
„Hab einfach Spaß“ oder „Schalte mal für ein paar Minuten dein Hirn aus und spring! Ich weiß, dass du das kannst!“
Was war der wichtigste Ratschlag eines Freundes, den du je bekommen hast?
„Mach was du willst!“ – war zwar nicht ganz nett gemeint aber hey: Ratschlag ist Ratschlag.
Was führt dich in Versuchung?
Mein Bett, wenn der Wecker zu früh klingelt.
Was macht dich glücklich?
Eine tolle Zeit mit den besten Freunden bei schönstem Wetter.
Dein größter Erfolg?
Ein paar Top 10 Platzierungen in den letzten zwei Jahren
Deine größte Angst?
Irgendwann mal alt zu sein und das Gefühl zu haben etwas verpasst zu haben. Aber ich glaube das wird nicht eintreten, hehe.
Dein aktuelle/r Lieblingsfahrer/in unter den Bikeprofis?
Niki Leitner – weil er trotz seines Erfolges am Boden geblieben ist und ein sehr netter Typ ist. Jackson Goldstone – der hat mit seinen 8 Jahren schon einiges drauf. Ich bin gespannt, wohin der Kleine noch kommt, wenn er dran bleibt!
Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Humor, Verlässlichkeit und Dauerhunger
Letzte Frage: Wie möchtest du gerne in Erinnerung gehalten werden?
Erinnerung? Ich hoffe ich bin noch ne Weile da!
Danke für das Interview und einen schönen Saisonabschluss 2012 plus viel Spaß im Schnee danach!
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