Wenn es auf der Welt eine Pilgerstätte für Bikepark-Junkies gibt, dann ist es mit Sicherheit der noble Tourismusort in British Columbia. Damals entstand in der wilden Gebirgslandschaft des bisher vor allem als Skigebiet bekannten Ortes der erste professionelle und kommerzielle Bikepark der Welt. Die Väter des Parks ahnten damals nicht, welchen Boom sie mit ihrem Baby lostreten würden. Der Park in Whistler selbst wird jedes Jahr ausgebaut und wurde in zahlreichen Videoproduktionen verewigt. Doch was ist es, das den Park von all seinen Nachahmern abhebt? In Deutschland gilt Winterberg als vielseitig, dort kann man auch gut an der Fahrtechnik feilen mit Local und Trainer Marc Brodesser!
Bikepark Whistler beim allerersten Besuch:
Link-Tipp: Best Of Bikeparks in Europa auf mtb-zeit.de
Bikepark Whistler mit unglaublichem Streckennetz
„Die Vielfalt, die Abwechslung, die über 200 Trail-Kilometer und eine sehr angenehm entspannte Atmosphäre“, sagt der deutsche Freeride-Pro und Knolly-Teamfahrer Mario Lenzen. Der Big-Mountain-Spezialist aus Garmisch-Patenkirchen ist von der Qualität der Strecken begeistert: „Sie werden regelmäßig ausgebessert und man kümmert sich sehr um die Streckenpflege. Jeder Sprung ist perfekt gebaut ist man hat nie den Eindruck zu kurz oder zu weit zu springen. Es passt immer optimal!“ Der Trick liegt darin, dass sowohl Anfänger als auch Profis ihren Spaß auf den meistens recht simpel jedoch sehr durchdacht und kreativ gebauten Hindernissen haben. Genau deshalb trifft man an der Liftstation auf ein bunt gemischtes Völkchen samt kleinen Kinder, alten Herren und vor allem vielen Frauen. Deren Anteil liegt mittlerweile bei über 30 Prozent der Bikepark-Rider. Doch die 700 bis 1200 Besucher pro Tag hinterlassen ihre Spuren, sodass es auch in Whistler Bremswellen und Erosion gibt. Die Kanadier sind im Park meistens mit schluckfreudigen Big -Bikes unterwegs, sodass sie für gelegentliche Rüttelpartien gerüstet sind. Mit einem Hardtail ist hingegen man etwas eingeschränkt und kann nicht die volle Vielfalt des Bikeparks genießen.
Leidenschaft Biken in Whistler:
Als absolutes Highlight gilt bei Whistler-Fans die Kombination verschiedener Strecken in einer Bergabfahrt: „Dirtmerchant und Detroit Rock City, dann den Joyride und anschließend Clown Shoes!“ So beschreibt Jan „Sponi“ Sponseil , der Trailbuilder vom Bikepark Winterberg , seine favorisierte Streckenkombination. Er besuchte im Sommer 2007 das gelobte Freeride-Land Kanada: „In Whistler ist alles sehr kommerziell und auch nicht gerade günstig“, berichtet der Landschaftsgärtner und Freeride-Fan von den Schattenseiten des Hypes. Er empfiehlt jedem Whistler-Besucher sich nicht nur im Park aufzuhalten, sondern auch das Hinterland mit seinen wilden Trails und Bergen voll auszukosten. Schließlich steckt in jedem Freerider ein kleiner Kolumbus und man fliegt nicht häufig im Leben über den großen Teich.
Weblinks: Webseite Whistler Bikepark /// Facebook-Page Bikepark Whistler
Interview mit Jan „Sponi“ Sponseil, Trailbuilder und Freerider:
„Die kochen auch nur mit Wasser!“
Top oder Flop – erzähl uns von deinen Eindrücken aus Whistler.
Whistler ist in meinen Augen nicht etwas so Besonderes. Die kochen auch nur mit kaltem Wasser. Der Unterschied liegt für mich in der Werbung und der Vermarktung des Produkts Whistler. Genial ist jedoch die Streckenvielfalt. Aber: Die Wartezeiten am Lift sind im Sommer ähnlich wie bei uns.
Wie beurteilst du die viel gelobten Strecken als Trailbuilder?
Die Strecken sind meistens sehr einfach gehalten, sodass die Stunts leicht befahren
oder umfahren werden können. Allerdings halte ich einige Stunts für nicht wirklich stabil gebaut und man überlegt vorher schon manchmal ob die Konstruktion hält. Trotz der Bemühungen zur Streckenpflege verschlechtert sich der Zustand der Strecken im Laufe der Hauptsaison, da man kaum mit dem Verbessern der Problemstellen nachkommt.
Was können unsere Bikeparks machen, um konkurrenzfähig zu werden?
Es ist schwierig sich an Whistler zu orientieren: Bei uns in Deutschland fehlen die Höhenmeter und die Gemeinden sind uns Bikern gegenüber wenig aufgeschlossen. Die Behörden machen es einem schwer, so haben die Betreiber des Bikeparks in Wagrain Probleme ihre geplanten Strecken genehmigt zu bekommen. Dennoch: Die Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien sowie Deutschland und Norwegen bieten etliche epische Trails, sodass man auch mit wenig Geld und nicht so weitem Weg vergleichbaren Spaß haben kann.
Go with the Flow – wie Europa von Whistler gelernt hat
Joscha Forstreuter, Freeride-Profi: „Die Trailbuilder in Whistler sind extrem kreativ – Spaß ist dort garantiert. Das sollte den Bikeparks in Europa als Vorbild dienen.“
Lange galt Europa als Bikepark-Entwicklungsland – nicht weil es an Parks mangelte, sondern aufgrund der häufig falsch gebauten Trails. Jeder der einmal in Whistler gewesen ist oder allein schon die Videos von der legendären A-Line gesehen hat, vermisste auf den Strecken der alten Welt den Flow: Stumpfe Landungen, schier unfahrbare North-Shore-Holzkonstruktionen und zu kurz gebaute Absprünge vermiesten vor allem Anfängern den Spaß. Doch seit ungefähr fünf Jahren denken die Parkbetreiber auch hierzulande um: Anlagen wie der vielgelobte Bikepark Winterberg oder der umgestaltete Park am Geisskopf im Bayrischen Wald haben mit ihren sanften Landehügeln, verschiedenen Übungsdrops und spaßigen Dirt-Tables umgesetzt, was in Kanada schon lange Standard ist. Dennoch: Strenge Behördenauflagen und die hohe Bevölkerungsdichte sorgen dafür, dass es nie ein deutsches Whistler geben wird. Auch an Höhenmetern mangelt es zumindest in den Mittelgebirgen – hierzulande ist es nun mal nicht möglich über 50 Strecken in einen 200-Meter-Berg zu pflügen, so wie es in Whistler gemacht wurde. Potentielle Kandidaten wie Oberstdorf oder Garmisch-Patenkirchen haben sich derweil dem sanften Tourismus verschrieben, da man in ihren Augen mit den vermeintlichen Horden wilder Bike-Freaks kein Geld verdienen kann.
Besser werden in Whistler:
Trotz dieser Probleme wird der Trend Bikeparks auch bei uns weiter wachsen, vor allem in Ski-Gebieten stellen Bikeparks eine interessante Lösung dar, um den Liftbetrieb finanziell lohnenswert zu gestalten. Auch wenn die Richtung zu vielen kleineren Anlagen geht, ist es wichtig, dass der Streckenbau von Profis übernommen wird. Bikepark-Guru Diddie Schneider hat in den letzten Jahren gezeigt, dass ein gelungenes Kurs-Design grundlegend für den Erfolg eines Bikeparks ist, unter anderem mit seinem Flow Country Trail am Geissskopf. Durch einen ständigen Ausbau wurde die Anlage in Winterberg zum Liebling der Gravity-Junkies im deutschsprachigen Raum. Es bleibt zu hoffen, dass sich die anderen Parks daran ein Vorbild nehmen und weiterhin an ihren Strecken feilen, bis der Flow auch bei uns jeden Bikepark-Besucher infiziert.
Text: Marc Brodesser @ mtb-zeit.de /// Dieser Artikel erschien in der MountainBIKE
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