Die Oststeiermark forciert das Mountainbiken im Joglland und bietet nicht nur für Freerider und Marathonisti vielfältige Möglichkeiten zu tollen Bike-Erlebnissen. Auch anfänger und Touren-Fans sind in dem noch recht unbekannten Mountainbike-Revier “Joglland-Waldheimat” willkommen. Im Reviercheck Mountainbiken im Joglland von mtb-zeit-Redakteur Marc Brodesser erfahrt Ihr mehr über die östliche Steiermark und die dortigen Angebote für Mountainbiker. Geführte Touren und Camps findet man dort bei Pfadkundig!
Der Tourenbericht Mountainbiken im Joglland:
Nach einer angenehm ruhigen Nacht im Landhotel Berger in St. Jakob im Walde machen wir uns um neun Uhr morgens auf zur ersten Tour durch das schöne Joglland. Mein erster Gedanke beim Anblick der grünen Landschaft: “Das sieht ja aus wie im Hochsauerland – feels like home!” Das Panorama vom Hotel aus lässt vermuten, dass die hiesigen Bike-Touren demnach meinen Erlebnissen in Willingen und Co sehr ähneln werden. Ein ziemlicher Fehlschluss, wie es sich nachher heraustellen sollte…
Die ersten Kilometer geht es gemütlich über Forstwege in Richtung “Stuhleck”, dem ersten hohen Gipfel, der heute auf unserem Programm steht. “Hm, anscheinend ist es hier doch etwas anders als im Sauerland”, schießt es mir beim Anblick der alpin wirkenden Berge im Hintergrund durch den Kopf. Die einheimischen Biker wissen nämlich allzu gut: Auch wenn viele Gipfel aus der Gegend eher rund und harmlos aussehen, ordentlich hoch sind die Berge beim Mountainbiken im Joglland dennoch. Für Robert und mich als Mittelgebirgsradler mit schwerem Gerät (17,5 kg und 20 kg) ist der ewig lange Anstieg hoch zum Gipfelkreuz des Stuhlecks ziemlich ungewohnt, doch wir pedalieren uns immer mehr in einen kraftsparenden Rhythmus. Sylvia und Andreas sind nach zwei Wochen Alpenbiking voll in ihrem Element und erklimmen den Berg gütig in unserem Tempo. Auf 1700 Meter Höhe angekommen weht eine frische Böhe, die uns daran erinnert, bei alpinen Touren stets genug warme Klamotten mitzunehmen. So frösteln wir während einer kurzen Kartenlektüre ziemlich und können die vielversprechende Abfahrt kaum erwarten.
Was uns dann erwartet, kann man ruhig “alpin” nennen. Der breite Wiesenpfad ist mit zig verschieden großen Felsen und Steinen übersät, sodass eine gelungene Linienwahl existenziell für den angestrebten Abfahrtsflow ist. Unsere Bilanz ist dabei weniger erfolgreich: Vier Platten und eine verlorene Digi-Knipse kosten uns viel Zeit und sorgen für häufiges Anhalten. Dank meinem Downhill-Schlauch bleibe ich von Reifendefekten verschont. Robert hingegen muss mehrfach flicken oder den Schlauch wechseln, was ihm als geduldigen Bike-Bastler jedoch nicht viel auszumachen scheint.
Die Digital-Kamera von Sylvia finden wir glücklicherweise wieder, sodass ihre ganzen Bilder aus den letzten Wochen gerettet sind, beim Mountainbiken im Joglland kamen einige Schnappschüsse hinzu. Und das nächste schöne Erlebnis lässt nicht lange auf sich warten: Während ein Teil der Truppe schon zur Berghütte hetzt, lernen die Fotografin Regina Stanger und ich eine nette Rinderherde kennen, die uns ganz entspannt begegnet. Ein Exemplar dieser sanftmütigen Tiere ist dabei sehr neugierig und schnuppert intensiv an unseren Bikes. Besonders faszinierend scheint die teure Profi-Kamera der Grazer Fotografin zu wirken: Unser interessierter Wiederkäuer läuft zur Hochform in Sachen Model-Posing auf und lässt sich willig mit uns ablichten.
Nach einer kurzen Hüttenpause gehen wir weiter auf Trailjagd. Als wir mehrere imposante Windräder auf einem Bergrücken passieren, fällt Sylvia auf, dass ihr Schaltzug gerissen ist. Gut, dass wir ausreichend Ersatzmaterial und das passende Werkzeug dabei haben. So kann es schnell weitergehen und wir rauschen auf schönen Trails dem Tal entgegen. Zwischendurch halten wir immer wieder an, um schöne Fotos für die Story in der Bike Sport News zu schießen. Nachdem wir wieder in eine baumreichere Höhenlage eingetaucht sind, können wir noch zwei sehr spaßige Forst-Trails unter die Stollen nehmen. Der griffige Waldboden bietet uns besten Grip und wir geben ordentlich Gas. Am Ende erwartet uns eine kleine Spitzkehre und eine Steilstufe, die sich als nicht wirklich fahrbar erwies. Doch bevor wir diese Tatsache akzeptieren, müssen wir natürlich noch in ein verstecktes Wespennest trampeln und gegen einen Baum fahren. Andreas diente dabei als Vorturner und stellte fest, dass die Passage doch zu eng ist.
Am Ende der langen Tour geht es gegen 19 Uhr noch einmal 300 Höhenmeter hoch. So ist das halt, wenn man sich in ein Panoramahotel einquartiert. Meine Beine sind dieses Jahr nur kurze Hometrail-Runden gewöhnt und quittieren während der fiesen Auffahrt ihren Dienst, sodass ich sogar ein Stücken schieben muss. Nach einem Müsliriegel geht es jedoch wieder besser und wir pedalieren gemeinsam dem sehnlichst erwarteten Abendessen entgegen.
Am zweiten Tag scheuchte ich beim “Radtesttag” zwei 2011er Scott-Bikes über die MTB-Strecke des Kraftspende-MTB-Halbmarathons in St. Jakob im Walde (Genius LT und Scale 29er). Die anderen Revier-Tester fuhren mit dem Auto-Shuttle auf eine abenteurliche Trail-Mission, die sich bis zum späten Nachmittag erstreckte.
Fazit: Mountainbiken im Joglland ist eine interessante Abwechslung zu den vielen renommierten Bike-Gebieten in Österreich. Aufgrund der eher moderaten Topographie ist das Tourengebiet sehr anfänger- und familienfreundlich. Doch wer sich an Locals hängt oder auf eigene Faust sucht, wird auch einige spaßige Trail-Schmankerl finden. Leider sind diese nicht offiziell für Biker vorgesehen, weshalb man stets rücksichtsvoll und kontrolliert unterwegs sein sollte.
Mehr Infos:
Touren, Camps und mehr bei PFADKUNDIG (LINK)
Kraftspende MTB-Halbmarathon: FB-Page Event /// FB-Page Veranstalter / Startort
Tourismus-Infos Joglland-Waldheimat für Biker: Tourismus-Infopage MTB
Das bikerfreundliche Landhotel Berger: Homepage des Landhotels
(Text: Marc Brodesser @ mtb-zeit.de in Kooperation mit MTB-News.de)
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