Das GHOST Factory Racing Team greift 2017 wieder mit voller Leidenschaft im internationalen Renngeschehen an. Um die erfahrene Österreicherin Lisi Osl hat sich ein starkes Lady-Team gebildet – in diesem Interview erfahrt Ihr mehr über drei der Top-Racerinnen aus der sympathischen Truppe:
Wie würdest Du Dich beschreiben?
Lisi Osl: Ich bin Elisabeth Osl, werde von allen Lisi genannt, als eines von 5 Kindern in Kirchberg in Tirol aufgewachsen. Bin zielstrebig, genau und lache gerne, kann aber auch richtig ungeduldig und stur sein. Hmm, was solltet ihr noch von mir wissen?
Alexandra Engen: Sie ist eine begeisterte und willensstarke junge Frau, die manchmal spricht bevor sie überlegt und am liebsten Zeit mit Freunden verbringt. Sie hat genauso viel Freude an einem guten Buch oder einem Knäuel Wolle wie einem geilen Downhill im Schlamm oder einem schwierigen Intervall Training. Und sie sagt nie nein zu einem lecker gekochten Essen …. oder Schokolade.
Lisa Pasteiner: Eine Person die gerne Rad fährt, Kaffee trinkt und immer alles bis zur letzten Deadline hinauszögert. Aber sicher auch jemand, der sehr ehrgeizig auf etwas hinarbeiten kann, wenn ein Ziel verwirklicht werden soll.
Warum ausgerechnet Cross Country und kein Ballett?
Lisi Osl: Bin einfach liebend gerne in der Natur und in den Bergen unterwegs. Auch die Balance zwischen körperlicher Höchstleistung und technischen Fähigkeiten finde ich extrem spannend. Ich bin beim Biken total flexibel, auf keine Öffnungszeiten und Einrichtungen angewiesen, geh‘ vor die Haustüre und kann gleich loslegen.
Alexandra Engen: Ist Cross Country nicht wie Tanzen mit deinem Rad? Schlamm, enge Kurven, einen langen Anstieg bewältigen, rotes und oranges Herbstlaub auf der Erde, die letzten Meter in einem Sprint-Finale, frische Morgenluft, hohe Geschwindigkeit auf einem engen Trail… Was muss ich noch sagen?
Lisa Pasteiner: Ich habe es in der Volksschule tatsächlich mit Ballett versucht. Meine Begeisterung für rosa Kleidchen hat sich aber in Grenzen gehalten und es war so langweilig, dass ich bei einer Aufführung einfach mitgesungen habe um es interessanter zu machen – die Lehrerin hat das nicht ganz so gut gefunden. Nach einem Monat habe ich dann meine Tanzkarriere beendet. Warum es dann ausgerechnet XC geworden ist? Wahrscheinlich weil es vom Start bis zur Ziellinie immer spannend bleibt und ein sehr fairer Sport ist – wer zuerst die Ziellinie überquert, hat gewonnen, keine Kampfrichter und gleiche Bedienungen für alle. Außerdem mag ich es beim Training auf nichts angewiesen zu sein, einfach das Bike schnappen, vor die Haustür schieben und das Training zu starten. Und es ist ein Outdoor – Sport, ich bin definitiv keine Hallensportlerin.
Das GHOST Factory Racing Team steht aus deiner Sicht für…?
Lisi Osl:… ein perfektes und professionelles Umfeld, mit einer gewissen Lockerheit.
Alexandra Engen: Ich hatte die letzten fünf Jahre die Ehre, mit diesen verrückten und tollen Leuten um die Welt zu reisen, auf den besten Bikes in der ganzen Szene brillante Trails zu fahren. Wir haben große Siege gefeiert und sie haben mich nach Niederlagen tröstend umarmt. Das GHOST Factory Racing Team bedeutet für mich sowohl Arbeit als auch Familie und Abenteuer. Ich kann mich auf unser Team verlassen, da ich weiß, dass sie 100 Prozent geben. Während der letzten schwierigen Jahre hatte ich die Unterstützung des Teams, nun hoffe ich, dass ich mit ihnen in der kommenden Saison wieder Siege feiern kann.
Lisa Pasteiner: Ich denke für Teamgeist, Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und Spaß am Sport. Zumindest hat es bis jetzt diesen Eindruck bei mir erweckt und das ist mir auch schon aufgefallen bevor ich Teammitglied geworden bin. Ich glaube, dass sich das GHOST Factory Racing Team nicht nur als „Team“ bezeichnet, sondern auch wirklich eines ist. Mehr werde ich hoffentlich im nächsten Jahr herausfinden.
Wie trainierst du am liebsten: in der Gruppe oder für dich allein?
Lisi Osl:Wenn es um das Konditionstraining geht am liebsten für mich alleine, so kann ich die Vorgaben die mein Trainer auf mich abstimmt am besten umsetzen. Techniktraining finde ich, bringt in der Gruppe extrem viele Vorteile und macht noch mehr Spaß.
Alexandra Engen: Auf jeden Fall beides! Wenn absolute Konzentration gefragt ist, wie zum Beispiel bei einer schwierigen Langhanteltrainingseinheit oder bei einer Pedaliertechnikübung, bin ich lieber alleine. Aber lange Touren machen meistens viel mehr Spass, wenn man mit anderen fährt. Ich fahre gerne schwierige Trails mit anderen guten Fahrern. So trauen sich meistens alle mehr zu und werden besser.
Lisa Pasteiner: Ich trainiere eigentlich sehr gerne in einer Gruppe, nicht nur weil es viel mehr Spaß macht, sondern auch weil man unglaublich viel dabei lernen kann. Leider ist das in meiner Situation sehr schwierig, weil es in der Umgebung wenig andere Fahrer gibt mit denen man gemeinsam trainieren könnte. Anderseits habe ich auch nichts dagegen allein biken zu gehen, dass ist sogar entspannend, wenn man den ganzen Tag von anderen Leuten umgeben ist.
Welche Rückschläge haben dich in deiner Karriere am stärksten geprägt?
Lisi Osl: Die Tatsache einmal ganz oben gestanden zu sein um dann immer tiefer zu fallen ist/war für mich extrem schmerzhaft!
Alexandra Engen: Bei meinem ersten Junioren Weltcup nach einer Runde aufgeben zu müssen und wegen Überhitzung in einem Bach zu enden hat mich gelehrt, für eine bevorstehende Aufgabe immer sehr gut vorbereitet zu sein. In den letzten drei schweren Jahren, in denen ich den Rennsport erst aufgeben musste und in denen ich mich nach einem Burnout langsam wieder hoch gearbeitet habe, habe ich mehr gelernt als ich hier schreiben könnte. Unter anderem habe ich viel gelernt in Bezug auf Geduld, Ausruhen, den Wert anderer, die sich um einen sorgen, Güte und die Kunst „nein“ zu sagen.
Lisa Pasteiner: In meiner zu anderen Fahrern verhältnismäßig eher kurzen Karriere kann ich nicht wirklich von ernsthaften Rückschlägen in Form von Verletzungen oder schlimmeren Krankheiten sprechen (und ich bin sehr, sehr dankbar dafür). Trotzdem ist bestimmt nicht immer alles so gelaufen wie es sollte, sei es ein Training, ein Rennen oder eine ganze Saison.
Wie hast du dich wieder aufgerappelt?
Lisi Osl: Die Liebe zum Sport ist extrem groß, da könnte ich nicht einfach alles hinwerfen. Und ganz ehrlich, ich bin überzeugt, dass ich noch einmal zeige was in mir steckt. Essen: Ein wichtiges Thema für dich? Ja, auf jeden Fall, ich beschäftige mich ziemlich viel mit diesem Thema und finde die Zusammenhänge mit Ernährung und Leistungsfähigkeit extrem interessant.
Alexandra Engen: Es ist wirklich erstaunlich, wie sich acht Monate Schlaf auf die Gesundheit auswirken 😉 Jetzt mal im Ernst, ich musste einen Schritt zurücktreten und eine breitere Perspektive bekommen. Denk mal nach. Bete. Akzeptiere die Hilfe von fähigen Leuten. Arbeite hart. Ändere Deine Sichtweise. Mach einen Plan. Arbeite noch härter. Finde eine Balance. Jetzt fang ich langsam an die Früchte meiner Arbeit zu sehen.
Lisa Pasteiner: Ich habe immer versucht an mich selbst zu glauben, das Problem zu finden und daran zu arbeiten.
Gibt es ein Vorbild in deinem Leben, dem du nacheiferst?
Lisi Osl: Aus sportlicher Sicht Felix Gottwald, habe sein Buch schon ein paarmal gelesen und kann es immer wieder tun. Ansonsten meine Mutter, sie ist so zurückhaltend und geduldig.
Alexandra Engen: Mich inspirieren Leute, die tun was sie lieben und dankbar dafür sind, dass sie die Möglichkeit haben, dies zu tun.
Lisa Pasteiner: Ich muss ehrlich sein, darüber habe ich mir bis jetzt wenig Gedanken gemacht. Wenn ich jetzt aber überlege, dann wäre es der Dalai Lama – er strahlt einfach so wahnsinnig viel Zufriedenheit aus. Wenige Menschen erreichen es in ihrem Leben wirklich absolut glücklich zu sein, er wirkt so als hätte er es gefunden, das ist absolut bewundernswert.
Text & Fotos: PM Ghost
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