Auch wenn man Boris Krauß nicht direkt kennt, sind seine kleinen Kunstwerke in der Branche und innerhalb der Szene häufig zu sehen. Humorvolle und schön anzusehende Comic-Potraits von Bike-Promis sind dabei das Markenzeichen seiner Ein-Mann-Firma “Riders Illustrated” geworden. Lest mehr im ausführlichen Interview mit dem sympathischen MTB-Freak vom Bodensee!
Hi Boris! Stell dich bitte mal all den Lesern vor, die dich und deine Story noch nicht kennen.
Angefangen hat eigentlich alles damit, dass ich schon seit meiner Kindheit gerne gezeichnet habe. Und als ersichtlich war, dass meine Zeichnungen doch etwas anders waren als das, was andere Kinder in meinem Alter so gezeichnet hatten, war es dann ziemlich schnell klar, was ich mal beruflich machen werde. Erst wollte ich reiner Comiczeichner werden, aber alleine das hätte mich auf die Dauer wohl gelangweilt. So ging ich erstmal in Richtung Grafik-Design und habe nach meiner Ausbildung dazu erstmal ein paar Jahre als Angestellter in Werbeagenturen gearbeitet. Mich dann aber schon bald dazu entschlossen, selbstständig zu sein, genauer gesagt, im Jahr 2002. So begann ich auch, das Grafikdesign mit den Illustrationen zu vereinen. Das Spektrum meiner Kunden war damals sehr vielfältig, ging vom Privatmann über Werbeagenturen bis zu Verlagen und Magazinen. Fast parallel dazu habe ich mich dann aber ab 2003 so langsam auf den Bikesport spezialisiert, da das Biken mein zweites großes Hobby war und ist. Somit habe ich also meine beiden größten Hobbies zum Hauptberuf gemacht. Doch dazu gleich noch mehr.
Ich habe dann damit begonnen, Fahrer zu porträtieren, allerdings auf eine sehr lässige, stylische und in gewisser Weise auch radikale Art. Meine “Style Portraits” kamen super an, mein Bekanntheitsgrad wurde immer größer und so sind heute viele meiner Kunden auch internationale Bike-Firmen. Für meine Kunden will ich mehr Aufmerksamkeit generieren, innerhalb und außerhalb der MTB-Szene – ich möchte einfach viele Leute für unseren Sport begeistern. Ich selbst bike schon seit 20 Jahren und wollte immer gerne in dieser Branche arbeiten. Etwas Neues zu schaffen war mir dabei jedoch sehr wichtig und es gab in dieser illustrativen Form noch nichts vergleichbares. Also habe ich hier angesetzt. Und so sind die StylePorträts – wie ich sie nenne – von realen Stars zu meinem Markenzeichen geworden. Es handelt sich also nicht um normale Porträtzeichnungen, sondern um sehr stylische und coole Porträts mit einem Schuß Karikatur. Stylische Porträts eben. Zu mir können jedoch nicht nur Stars kommen, ich zeichne jeden, der das gerne will. Ausserdem zeichne ich nicht nur dieses, sondern grundsätzlich alles, was man sich vorstellen kann. Aber auch Logodesign, Web-Design und einfach alle grafischen Arbeiten überhaupt gehören ebenfalls zu meinem Repertoire. Aber alles eben immer auf meine ganz spezielle Art. In unserem Sport sind Optik und Individualität sehr wichtig, was für meine Arbeit grundlegend ist, daher liegt mir Authenzität hierbei sehr am Herzen. Da das Feedback auf meine Arbeiten sehr positiv ist, scheine ich wohl den Nerv zu treffen. Allerdings muss ich auch sagen, jeden glücklich machen kann man nie, was aber auch nicht unbedingt sein muss. Der Bikesport ist sehr vielfältig, da ist Platz für einiges.
Die ganze Bandbreite meiner Arbeit sieht man übrigens auf www.riders-illustrated.com in der Gallery. Und auf Facebook unter facebook.com/ridersillustrateddesigns. Ich freue mich über jede einzelne. Dort gibt es auch einiges zu sehen und ich veröffentliche hier immer als erstes die neuesten Projekte.
Freeride-Legende Richie Schley gehört zur illustren Kundschaft von Boris:
Du bist wirklich schon lange im MTB-Sport aktiv. Wer waren in deiner Jugend deine MTB-Idole?
Da gibt´s einige. Ich erinnere mich immer gerne an Greg Herbold, Missy Giove, Myles Rockwell, Jürgen Beneke, Regina Stiefl, Britta Kobes, Mike Kluge usw. und freue mich immer, wenn ich mal wieder was von ihnen lese oder höre.
Der Comic-Style deiner Arbeiten ist auffällig. Liest du selber auch Comics, also welche die mit Biken nichts zu tun haben?
Heute lese ich zwar immer noch Comics, aber nur noch selten, da ich kaum Zeit dafür habe. Als Kind aber habe ich fast ausschließlich Comics gelesen, obwohl meine Eltern das erst nicht so toll fanden, aber irgendwann haben sie bemerkt, dass es mir nicht schadet, im Gegenteil. Meine Deutsch-Note hat es sogar noch verbessert. Ich habe hauptsächlich Disney- und Marvel- (also Action- und Superhelden-) Comics gelesen. Dann noch ein bisschen Asterix. Aber richtige Bike-Comics gab es ja nie, somit habe ich auch keine derartigen gelesen. Was mich damals übrigens sehr traurig gemacht hat. Heute bin ich froh darüber, denn nun bin ich es, der in dieser Richtung unterwegs ist. Wobei ich weniger Comics als viel mehr einzelne Bilder, Szenen, etc. zeichne. Bisher jedenfalls …
Wäre denn ein richtiges Bike-Comicheft ein interessantes Projekt für dich, also inkl. Story etc.?
Ja, auf jeden Fall! Ein richtig großes Comicheft ist sogar schon entstanden. Und zwar ist das auch gleichzeitig der 2010er TUNE-Katalog (Webseite TUNE). Den habe ich zusammen mit Fotograf Daniel Geiger gestaltet – also, ich habe gezeichnet und er hat alles andere übernommen. Das war eine Riesen-Aktion und kam auch mega an. Für neue Projekte suche ich allerdings noch nach einem richtig guten Konzept. Dazu benötige ich auch noch einen Autor, der wirklich gute Stories schreiben kann bzw. dem Gags am laufenden Band in Sachen MTB einfallen. Denn ich selbst bin weniger der Autor, mehr der Zeichner.
Was glaubst du wärst du geworden, wenn du nicht als Selfmade-Designer, -zeichner etc. arbeiten würdest?
Schwer zu sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich entweder selbst als Profi-Biker voll in den Sport gestürzt hätte, aber wahrscheinlich wäre ich dann schon zu alt für eine Profi-Karriere gewesen. Also war ich, bevor es Mountainbikes gab, neun Jahre lang im Tae-Kwon-Do-Verein, wobei das eigentlich gar nicht mein Ding war. Aber meine Eltern wollten einfach nicht, dass ich zu ´nem Couchpotato verkomme. Verständlich. Aber Fußball oder Tennis hätte mir noch weniger gefallen. Ansonsten wäre ich vielleicht Fotograf geworden oder hätte was ganz anderes gemacht, wie Musiker (Elektronische Musik, DJ, etc.). Ich habe sogar mal 6 Jahre Klavier gespielt. Aber wie gesagt, das ist schwer zu sagen, denn dann hätte sich mein ganzes Leben ja auch anders entwickelt.
Woher holst du dir denn als Zeichner überhaupt Inspirationen und Input?
Naja, ich sage mal, ich sauge alles in mich auf, was irgendwie mit dem Bikesport zu tun hat. Ausserdem bin ich ja selbst ein Biker fast der ersten Stunde und weiß somit auch, wovon ich spreche, bzw. zeichne. Und wenn ich gute Actionfotos von den Foto-Kollegen sehe, dann sprießen in mir schon die Ideen, so etwas noch viel extremer in einer Zeichnung darzustellen.
Welche Einflüsse auf deinen kreativen Output gibt es sonst noch?
Ich denke, ich laufe einfach sehr aufmerksam durch´s Leben und alles was actiongeladen ist, inspiriert mich dann später auch für meine Arbeiten. Seien es nun Fotos, Kinofilme, Live-Events, Treffen mit Fahrern oder Berichte, Interviews usw.
Freeride-Vorzeige-Girl Angie Hohenwarter aus der Feder von Riders Illustrated:
Seit wann liest du MTB-Magazine? Hast du die alten Exemplare noch aufbewahrt?
Ich lese die Magazine eigentlich schon fast seitdem es sie gibt. In den ersten Jahren war das Angebot ja extrem mager. Mittlerweile leben wir quasi im Schlaraffenland. Mein erstes Magazin war die “bike” und mein erstes Exemplar habe ich glaube ich 1992 gekauft. Dann kam die “MountainBIKE”, “MTB Rider” und es kamen immer mehr dazu. Ich habe auch noch alle Exemplare lückenlos gesammelt im Keller stehen. Ein wahrer Schatz. Aber aufgrund von Platzgründen muss ich mich wohl oder übel demnächst mal von ein paar trennen.
MTB-Sport hin oder her – würdest du denn nicht auch gerne mal Super-Promis aus dem Film- oder Show-Geschäft zeichnen? Falls ja, welche drei Stars wären für dich reizvoll für ein Portrait?
Lustige Frage, denn das habe ich sogar schon gemacht! Ich war 2005 für ein ganzes Jahr der Comiczeichner für die “BRAVO”. Dort habe ich mit einem anderen Zeichner zusammen einen Promi-Comic entworfen, der jede Woche erschienen ist. Dort habe ich so einige Promis in Comicform zu Papier gebracht, damals allerdings noch in einem etwas anderen Zeichenstil. Das war ein echter Knochenjob, denn jede Woche zwei Din A4-Seiten mit einem echt aufwändig gezeichneten Farb-Comic abzuliefern, in dem man dann die Stars auch noch erkennen soll, da bleibt dir für andere Dinge eigentlich keine Zeit mehr. Letzten Endes war es dann auch gut, dass es nach einem Jahr zu Ende war, viele Erfahrungen habe ich aber in dieser Zeit auf jeden Fall sammeln können und es hat auch großen Spaß gemacht. Es ist jedoch schwer, drei Stars zu nennen, die ich reizvoll für eine Zeichnung fände, denn es gibt schon sehr viele interessante Typen. Spontan fallen mir gerade Marilyn Manson, Pamela Anderson und Michael Jackson ein. Die zu zeichnen ist sicher lustig!
Okay, weg vom reinen Business! Interessiert dich Kunst bzw. Malerei? Würdest du auch gerne Bergpanoramen zeichnen?
Also ich bin grundsätzlich für fast alles offen. Aber ich weiß auch, wo meine Grenzen liegen, bzw. wo mein Schwerpunkt und mein Talent liegt. Und das liegt nun mal nicht im Zeichnen von Stillleben und Bergpanoramen. Außerdem würde ich darüber wahrscheinlich einschlafen, denn sowas reizt mich nicht. Das überlasse ich gerne anderen, die daran richtig Spaß haben und das können. Dann bewundere ich sehr gerne diese Werke. Ich bin auch offen für moderne, abstrakte Kunst. Kann mich da zwar nicht immer damit identifizieren. Jedoch lasse ich mich gerne in andere künstlerische Welten entführen, um auch immer schön über den Tellerrand zu schauen und nicht in meiner eigenen “Höhle” zu verstauben.
Bist du selber auch als Fotograf bzw. Hobby-Fotograf aktiv?
Als Hobby-Fotograf ja. Ich würde sogar sagen, als ambitionierter Hobby-Fotograf. Denn wenn ich fotografiere, dann will ich meist nicht einfach nur irgendwas knipsen, sondern will bei jedem Foto, dass dieses etwas Besonderes wird; Achte dann auf Belichtung, Perspektive, Bildkomposition usw. so gut es geht. Es ist also wirklich eines meiner Haupt-Hobbies. Irgendwie aber auch wieder klar, denn auch hier geht es um Kreativität.
Zurück zu deiner MTB-Leidenschaft. Wo liegen deine Lieblingsstrecken für’s Biken – in der Nähe und auch weiter entfernte?
Es ist schon ein bisschen peinlich, aber ich hatte aus diversen Gründen noch nicht die Möglichkeit, extrem viel rumzureisen in Sachen Biken. Das lag z.B. daran, dass ich lange zur Schule gegangen bin und es dann schon an den finanziellen Mitteln gefehlt hat und später dann schlicht am Zeitmangel. Denn wenn man sich früh selbstständig macht – ich war damals 23 – dann arbeitet man hauptsächlich selbst und ständig, sonst wird das nichts. Und sein Geld muss man sich erstmal verdienen. Um es dann gleich wieder für Arbeitsmaterialen wie Computer, Zeichentabletts, Büroeinrichtung und so weiter auszugeben.
Ich bin also meistens auf den Trails vor meiner Haustür oder in der Nähe (Bodenseeraum) unterwegs. Ansonsten ist das Kleinwalsertal fast so etwas wie meine zweite Heimat, dank unzähliger Urlaube mit meinen Eltern. Dort bin ich schon so gut wie auf jedem Berg gewesen. Früher als Bergsteiger und später dann als Biker. Man kann dort wirklich super biken. Extrem – und extrem steil alles dort aber doch sehr schön. Dieses Jahr geht´s dann auch endlich mal an den Gardasee. Dort werde ich mir aber erstmal ein Bild machen, um dann hoffentlich in Zukunft öfters hinzureisen. Ausserdem habe ich mir vorgenommen, in Zukunft wieder mehr Zeit auf dem Bike zu verbringen.
Machst du wie viele deiner Kunden selber auch mal fette Drops oder wie genau sieht dein Fahrstil aus?
Klar, erst gestern bin ich wieder von meinem Hausdach gedropt! Okay, Spaß beiseite. Liebend gern würde ich in den Bikeparks die fettesten Drops fahren, aber ich habe schlicht und einfach Schiss davor, mir mein Arbeitsgerät unwiederbringlich zu zerstören: Meine Hände und Arme. Und den Kopf nicht zu vergessen. Als Selbstständiger mache ich mir schon mehr Gedanken als wenn ich irgendwo angestellt wäre. Denn das Verletzungsrisiko ist ja nicht gerade klein und im Falle einer Verletzung wäre der Laden eben dicht. Daher bin ich einfach vorsichtiger geworden als früher, weil es mich da schon ab und zu mal flachgelegt hat. Wenn ich so nachdenke, habe ich auch in der Vergangenheit immer ziemlich Glück gehabt; denn meine Stürze waren nicht immer harmlos. Ansonsten bin ich aber gerne schnell und im rauen Gelände unterwegs. Technische Strecken, Schotter, Wurzeln usw. machen mir viel Spaß und ich springe auch gern mal wo drüber, aber große Drops überlasse ich den anderen. Mein Style wird also irgendwas zwischen All-Mountain, Tour und Freeriden sein, wobei ich aber kein Freund dieser strikten Kategorisierungen bin.
Welches Erlebnis bei einem Bike-Trip wirst du nie vergessen?
Da fällt mir mein bisher schwerster Crash ein. Das war vor ca. 15 Jahren bei einem Downhill gegen Ende einer Tagestour in der Nähe von Oberstdorf. Keine Ahnung mehr, wo genau, jedenfalls hatte ich da bei der Abfahrt eine der Abzäunungen für Kühe komplett vergessen, die ich beim Uphill aber noch öffnen musste, um weiterzukommen. Und genau diesen Stacheldraht hatte ich übersehen, denn er war nur wie eine Schnur über den Weg gespannt und so gut wie nicht zu sehen. Dann hatte ich die enorm schlaue Idee, bei voller Fahrt mal kurz die Landschaft zu bewundern, was sich dann als ziemlich unschlau herausstellte. Denn erst ca. 3 Meter vor dem Draht sah ich ihn und stieg somit viel zu spät viel zu heftig in die damals ja ohnehin schlecht greifenden Cantilever-Bremsen. So dass es mich ich weiß nicht wie oft überschlagen hatte und mein Bike ist nur durch großes Glück nicht vom Berg bis ins Tal geflogen. Denn der Rand des Weges war dann auch das Ende des Weges – soll heißen, neben dem Weg ging es steil runter. Bis auf einige Schnitt- und Schürfwunden, vor allem wegen des Stacheldrahtes, den es mir richtig saftig in die Kniekehle gewickelt hatte, und ein paar Prellungen bin ich aber mit dem Schrecken davongekommen. Und vor allem meine Hände waren noch dran. Ich hatte also echt großes Glück damals und seitdem bin ich auch viel vorsichtiger geworden.
Viele Bike-Fotos von Boris gibt es nicht, doch das Grinsen auf diesem Bild spricht Bände:
Du hast schon viele Szene-Promis gemalt – wie kam es zu diesen Auftragsarbeiten? Kommen ihre Sponsoren auf dich zu oder die Profis selber?
Anfangs war ich es, der auf die Fahrer zugegangen ist. Heute kommen sie von selbst oder es sind die Firmen/Sponsoren, die sich direkt bei mir melden. Mittlerweile hat es sich recht gut herumgesprochen, dass es bei mir etwas gibt, das es sonst nirgendwo so in dieser Art gibt. Und es etwas sehr Besonderes ist, sich selbst als “Maskottchen” zu haben.
Bekommst du manchmal Zweifel während des Designs eines neuen Portraits, sodass du nochmal von vorne anfangen musst?
Klar, das kommt schon mal vor. Zwar nicht oft, aber hin und wieder läuft es mir nicht so von der Hand wie geplant. Früher bin ich da etwas unruhig geworden. Heute weiß ich, dass das völlig normal ist und man Kreativität nicht erzwingen kann. Dann mache ich einfach etwas anderes und arbeite später daran weiter. Was aber nicht immer geht, da für die meisten Aufträge sehr wenig Zeit zur Verfügung steht und ich zügig arbeiten muss. Aber damit trotzdem klarzukommen ist etwas, das ich gelernt habe. Und somit läuft das heute alles recht geschmeidig.
An welchen Portraits hattest du am meisten zu knabbern?
Guido Tschugg ist tatsächlich ´ne harte Nuss gewesen, das weiß er auch selbst, haha! Ansonsten hakt es nur noch ab und zu mal, aber wie gesagt, das ist normal und mit ein bisschen Gelassenheit geht das dann auch weiter.
Welche Reaktionen auf deine Fahrer-Portraits sind dir am meisten in Erinnerung geblieben?
Schwer zu sagen, da gibts einige echt kreative Äußerungen … die meisten sind immer sehr positiv überrascht, wenn sie das Ergebnis nach ein paar Tagen sehen, weil sie vorher skeptisch waren, ob ich sie auch wirklich gut treffe. Das freut mich dann natürlich. Auf Facebook gibt es auch sehr lustige und nette Kommentare, wenn die Bilder öffentlich werden.
Würdest du auch gerne mal beim Design eines Bikes mitzeichnen oder gar ein eigenes konzipieren und von einem Rahmenbauer erstellen lassen – falls ja, was wäre das dann für ein Bike?
Das habe ich eigentlich auch schonmal gemacht. Vor ca. 15 Jahren habe ich mal nur aus Spaß ein paar sehr futuristische Bikes entworfen. Die habe ich aber nie veröffentlicht und jetzt würde ich das auch nicht mehr machen. Ansonsten wäre das tatsächlich ein Traum von mir. Denn in meinen Augen gibt es momentan im Bereich Tour bis All-Mountain bis auf ein oder zwei keine wirklich spektakulären Rahmendesigns mehr. Die Zeiten von “Super V”, “Y-Bike” und “Raven” sind wohl vorbei. Und wenn es doch etwas Ausgefallenes, Radikales gibt, dann nur im Freeride- und Downhill-Bereich, find ich jedenfalls. In den Zeiten des ersten Bike-Booms wurde optisch viel mehr gewagt und experimentiert. Klar, man hat mittlerweile das technisch am besten funktionierende Design gefunden, aber mich langweilt das im Moment etwas und es erinnert mich an die Autobranche von vor einigen Jahren. Da sahen auch viele Jahre die meisten (vor allem Mittelklasse-) Modelle irgendwie gleich aus. Kaum etwas stach aus der Masse heraus. So langsam aber tut sich da etwas und die Designs werden wieder aggressiver und ausgefallener, die Firmen trauen sich wieder was und man will wieder mehr Individualität zeigen. Was sich auch in den hydrogeformten Rohren zeigt. Entwerfen würde ich wohl am liebsten etwas in Richtung All-Mountain-, Enduro- oder Touren-Bike. Denn das sind die Bikes mit den unspektakulärsten Rahmendesigns, wenn Du mich fragst. Da würde ich gerne mal für Aufruhr sorgen.
Ansonsten arbeite ich in Sachen Bike-Designs z.B. bereits mit GHOST zusammen. Das beschränkt sich zwar noch auf das Rahmen-Dekor der Kidbikes. Aber auch für andere Firmen pimpe ich grafisch/illustrativ u.a. Parts wie Sättel oder Lenker, aber auch Klamotten. Ganz neu dabei ist 66SICK.de. Aber wie gesagt, ich habe große Lust, auch noch viele andere Dinge zu gestalten und bin offen für alles. Denn die Ideen dazu habe ich und die Möglichkeiten zur Umsetzung sind heutzutage quasi grenzenlos. Ausserdem bin ich kein Massenprodukt – im Gegenteil, meine Gestaltungen sind immer sehr individuell und besonders.
Mr. Tschugg zu zeichnen war nicht einfach – kein Wunder bei diesen Verrenkungen:
Welche drei Bikevideos gehören zu deinen All-Time-Favourites?
Ich war immer ein großer Fan der Kranked-Serie, aber auch die NWD-Streifen finde ich genial. Und es kommen immer neue, krasse aber auch schöne Filme auf den Markt. Aufgrund des akuten Zeitmangels schaue ich aber weniger Videos als dass ich entweder selbst was entwerfe oder selbst biken gehe. Im Internet sehe ich dann immer wieder gerne mal kurze Videos an, die z.B. in Facebook hochgeladen werden etc.
Was war der eindrucksvollste Bike-Stunt den du je gesehen hast (auch in Videos)?
Schwierige Frage. Aber was mir doch echt in Erinnerung geblieben ist, sind die Drops von Josh Bender und der Oakley-Drop bei der Rampage 2010. Ich bin ein Drop- und BigMountain-Riding-Fan. Achja, und natürlich letztes Jahr der Lauf von Danny Hart beim DH-Worldcup. Das war schon unreal.
Hier noch eine kleine Hommage an Josh Bender in seinen Drop-Zeiten:
Schnellschüsse:
Drei Dinge, die du an deinem Job magst?
Ausgefallen und herausfordernd; Ausreichend Zeit, um die Kreativität keimen zu lassen; Wertschätzung meiner Arbeit.
Drei Dinge, die dich an deinem Job nerven?
Da gibts eigentlich nichts. Ausser vielleicht, dass man dem fertigen Bild nicht ansieht, wie viele Stunden Arbeit eigentlich darin stecken. Und chronischer Zeitmangel.
Was hast du dir bike-mäßig für 2012 vorgenommen?
Wieder mehr selbst zu biken!
Welches Bike bewegst du am häufigsten?
Mein All-Mountain.
Was ist dein favorisierter Streckentyp?
Flowige Singletrails
Was war dein erstes Mountainbike?
Puh, nichts Spektakuläres. Irgend so ein bockschweres Teil aus dem Fahrradladen, das damals eben als super-hippes “Mountainbike” verkauft wurde – mit Schutzblechen, Licht und Dynamo – Coooool, haha!
Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Die Vollfederung. Und die verstellbare Sattelstütze!
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten (aus dem Bike-Bereich)?
Sehr schwere Frage! Es gibt so viele geile Sachen!
Was ist die wichtigste Lektion, die das Leben dich gelehrt hat?
Selbstreflektion, also sich selbst zu hinterfragen.
Was war der wichtigste Ratschlag eines Freundes, den du je bekommen hast?
Ich muss nicht perfekt sein, um gut zu sein.
Was führt dich in Versuchung?
Tja, das würdest Du jetzt gerne wissen, was? Hah! (Anm. d. Red.: Bei Wade Simmons sind es beispielsweise Süßigkeiten, da er Diabetes hat 😉)
Was macht dich glücklich?
Da gibt es vieles. Aber auf den Job bezogen ist es immer sehr schön, wenn nach harter Arbeit am Ende ein Ergebnis steht, das alle begeistert.
Dein größter Erfolg?
In der Bikeszene arbeiten zu können und dort etwas Neues geschaffen zu haben, das gefällt.
Deine größte Angst?
Meinen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Denn er ist echt meine Berufung.
Dein/e aktuelle/r Lieblingsfahrer/in unter den Bikeprofis (und warum gerade er/sie)?
Also, ich kenne mittlerweile so viele Fahrer, und alle sind so sympathisch und cool, dass ich da eigentlich niemanden speziell nennen kann. Aber in Sachen “Show” gefällt mir Cedric Gracia sehr gut.
Last question: Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Das musst Du die fragen, die mir das nachsagen. Ich selbst lege großen Wert auf Zuverlässigkeit, Menschlichkeit und einfach Außergewöhnliches zu erschaffen, das es sonst noch nirgendwo gibt.
Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg in deinem Beruf + viel gute Zeiten auf dem MTB 😉
Interview-Fragen: Marc Brodesser @ mtb-zeit.de / Bilder: Riders Illustrated
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