Angstblockaden bei Schlüsselstellen können den Spaß am Biken erheblich mindern. Besonders MTB-Neulinge haben beispielsweise im sehr steilen Gelände Probleme damit. Während Männer häufig eher sorgloser sind, beschäftigen sich viele Mädels damit, wie man die Angst zugunsten des Fahrspaßes in den Griff bekommt. Sogar XC-Racerin Elisabeth Brandau widmet sich dieser Problematik.
Tipp: Noch sicherer werdet Ihr im Spaß-Statt-Angst-Kurs (Ridefirst)
Es geht bergab – steil bergab. Während der Partner die Bremsen löst und von der Schwerkraft in die Tiefe gezogen wird, bleibt sie zögernd am Trail-Einstieg stehen: Die Angst ist zu groß.
So ergeht es vielen Bikerinnen , wenn sich der Pfad in die Vertikale kippt oder der Waldweg über losen Schotter in die Kurve führt. “Besonders steile Abfahrten und kniffelige Serpentinen lösen bei den Mädels oft Überschlagsängste aus und verursachen einen verkrampften Fahrstil“ weiß die Fahrtechnik-Expertin Nicola Böhm aus ihren Ladybike-Kursen zu berichten. Als erfahrener Coach kennt sie die Ängste der Bike–Mädels bestens: “Die Furcht vor schmerzhaften Abgängen auf steinigem Untergrund wirkt anscheinend besonders furchteinflößend auf die Teilnehmerinnen meiner Seminare“. So gehören nasse Wurzeln und felsige Wege zu den typischen Angstfaktoren für bikende Frauen.
Viel fahren hilft viel
Ähnlich wie bei den Männern gibt es auch spezielle Damen mit besonders stark ausgeprägten Angstsymptomen. “Bei solchen Härtefällen hilft nur Routine durch ganz viel Fahren. Nach längeren Bike-Pausen gewinnen alte Ängste schnell wieder die Überhand“, so Böhm. Um derartige Rückfälle in den Griff zu bekommen empfiehlt die erfahrene Bike-Lehrerin vor Gelände-Ausfahrten die Fahrtechniken genau einzuüben und auf dem Trail versiertere Fahrerinnen die Ideallinie aufzeigen zu lassen. Ebenso hilfreich sind bei kleineren Mutproben erzielte Erfolgserlebnisse, welche in entschärften Schlüsselpassagen schnell erlangt werden.
Viele Mädels haben auf Touren mit ihren Partnern frustrierende Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel wenn er ihr seine überlegene Bergab – Technik stolz vorgeführt hat und damit ihre Blockaden noch weiter gestärkt hat. Bei Frauen-Treffs oder speziellen Fahrtechnikkursen für das schöne Geschlecht werden hingegen besser Fortschritte gemacht: Ohne Konkurrenzdenken und mit ausreichend Zeit können sich die Teilnehmerinnen ideal an schwierige Passagen herantasten und so ihre Ängste letztlich überwinden.
Kurze Fahrtechnik-Tipps für Schlüsselstellen:
–Wurzeltrails bei Nässe: Überfahren Sie die Wurzeln im 90-Grad-Winkel und bremsen dabei so wenig wie möglich. Gabel und Dämpfer sollten dabei weich eingestellt werden, griffige Reifen sind ebenfalls für nasses Gelände empfehlenswert.
– Steile Passagen: Ziehen Sie Schoner an, senken Sie den Sattel ganz ab und montieren Sie ggf. einen kürzeren Vorbau. Den Körperschwerpunkt zentral halten und eine tiefe Haltung gehen!
– Hindernisse auf dem Trail: Machen Sie vor der Haustür Trockenübungen mit aneinandergereihten Ästen und tasten Sie sich langsam an das Überfahren heran. Auf dem Trail dann das Gelernte anwenden.
– Enge Kurven bergab: Lassen Sie eine erfahrene Kollegin vorfahren und folgen sie ihrer Ideallinie. Sanftes Bremsen und vorrauschauendes Fahren geben ein sicheres Gefühl. Vertrauen Sie auf ihr Können – Das Üben zahlt sich aus!
_________________________________________________________________________________________________________
Interview mit dem Dipl.-Psychologen Benjamin Fischer zum Thema Angstblockaden:
Wie wirken sich Ängste auf die Ausübung des Sports Mountainbiken aus?
Angst kann sich beim Biken negativ auswirken und das Sturzrisiko erhöhen. Wie in einem Teufelskreis bewahrheiten sich die Befürchtungen und man wird noch ängstlicher. Aufgrund dysfunktionaler Gedanken, Verkrampfung und mangelnder Aufmerksamkeit leiden die feinmotorischen Fähigkeiten und somit die Fahrtechnik. Dieser Kreislauf kann sich derart aufschaukeln, dass selbst gewohnte Schwierigkeiten kaum gelingen. Ganz ohne „Flow“ jedoch mit viel Frust werden schwierige Passagen dann eher gemieden. Hilfreich sind Selbstinstruktionen z.B. “optimaler Linie folgen” oder auch “Lenker hochziehen”.
Sind Frauen generell ängstlicher auf dem Bike, wenn es um fahrtechnische Herausforderungen geht?
Frauen sind tendenziell ängstlicher und weniger aggressiv. Häufig ist die Beziehungsdynamik von Paaren bei gemeinsamen MTB-Touren entscheidend bei Angstblockaden auf dem Trail. So zeigen weibliche Bikerinnen eine signifikant bessere Leistung in Anwesenheit eines Guides, als auf einer Tour mit ihrem Partner.
Welche Rolle spielen Ängste für das Verhalten in gefährlichen Situation?
In gefährlichen Situationen kommt der Emotion “Angst” eine wichtige Signal- und Warnfunktion zu. Typische Verhaltensweisen sind “Flucht”, “Kampf” und “Totstellen” Gemieden werden Situationen, in denen einst Angst erlebt wurde. Gleichzeitig kann Angst situativ auch attraktiv wirken. Es kommt zu einem “Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt”, z.B.: Trotz der Angst vor einem kniffligen Downhill will man die Tour mit den Freunden zu Ende fahren und dabei nicht als Angsthase gelten. Auch der Bewältigungsstolz ist hierbei ein gängiges Motiv.
Artikel: Marc Brodesser @ mtb-zeit.de)
[…] und technisch. Während er vom Testosteron angetrieben alles riskiert, wird sie immer vorsichtiger (siehe Artikel zu Angstblockaden) und droht zu verkrampfen, da sie sich für die schwierige Passage lieber etwas Zeit nimmt und sie […]
[…] Hier geht es zum Artikel: +++ KLICK +++ […]