Wer die Freeride-Szene schon länger verfolgt, wird den Wiener Allrounder von den großen Contests auf der ganzen Welt kennen – der Adiridas-Teamfahrer hat sich jedoch auch durch tolle Reise-Storys und sehr interessante eigene Projekte wie eine Show-Firma und ein Gratis-Bikemagazin einen Namen gemacht. Erfahrt mehr über den sympathischen YT-Profi im mtb-zeit.de-Interview!
Hi Niki! Stell dich bitte mal kurz den Lesern vor, die dich und deine Story noch nicht kennen. Was machst du so in der MTB-Szene?
Hey, ich bin Niki Leitner, Freeride- und Dirtjump-Profi, und lebe in Wien. Ich versuche, die Szene in Österreich zu pushen und zu unterstützen. Deshalb betreibe ich gemeinsam mit meiner Frau Gabi in Wien einen Dirtpark, den Dirtgarden, den wir selbst gebaut haben. Außerdem gründete ich mit einem Freund gemeinsam die Firma “Showfabrik”. Heuer brachten Gabi und ich auch das Magazin “UPandDown” auf den Markt.
Wie bist du zu deinen Anfangszeiten in die Szene und den Sport hineingerutscht?
Eines Tages haben mich meine Cousins angerufen, sie hatten einen Sprung für das MTB gebaut, ob ich das ausprobieren will. Das war der erste Kontakt mit dem Dirtjumpen, seit damals bin ich infiziert mit dem Bikevirus und bekomme nicht mehr genug davon!
Du bist seit über sechs Jahren in der Contest-Szene mit dabei. Wie beurteilst du die Entwicklungen in diesem Bereich? Was gefällt dir daran, was eher nicht?
Ja, das stimmt, mittlerweile gehöre ich schon eher zu den älteren Startern, haha. Die Szene und die Contests haben sich stark weiter entwickelt, was ich sehr gut finde. In meiner Anfangszeit waren die Höhepunkte bei einem Contest ein Backflip, 360 oder sogar ein Tailwhip. Das Fahrerlevel und die Kurse verbesserten sich enorm. Heute muss man sehr hart trainieren, um in der Spitze dabei zu sein. Es geht immer mehr in die Richtung der Dribble-Combos, also 360 Double- Tailwips, Triple-Whips usw… Auch die FMB-World-Tour ist neu, man kann auf den verschiedensten Events Punkte für das Worldranking sammeln. Ich finde es eine super Sache, dass sich der Sport so weiter entwickelt!
Beim Red Bull Berg-Line-Contest waren die Hügel riesig, die Tricks am Limit (mehrere Double-Flips) und es gab mindestens sechs verletzte Pros. Wie beurteilst du diese Höher-Weiter-Krasser-Entwicklung? Ist sowas eh nicht aufzuhalten oder geht es da zu sehr um das große Geld?
Ich bin der Meinung, dass der Drang dahintersteckt, seine eigenen Limits zu pushen. Es ist einfach ein geiles Gefühl, seine Grenzen weiter nach oben zu verschieben. Die meisten Fahrer pushen ihre Limits,und wenn sie dann gemeinsam bei einem Contest riden, pushen sie sich und die anderen noch mehr, weil jeder gewinnen will. Da kann es auch passieren, dass sich jemand verletzt, das muss man akzeptieren. Es stimmt auch, dass die Sprünge immer größer werden. Das kommt aber auch daher, dass wir in die Richtung Freeride-Big Mountain wollen, weg von dem ewigem Vergleich mit dem BMX. Es macht einfach Spaß, fette Hügel zu riden.
Man hat dich auch schon sehr früh mit Full-Face-Helm und Rückenprotektor auf Dirtjumps bei Wettkämpfen gesehen, während damals eher BMX-Helme in waren. Wie entscheidest du, was an Schutz du vor dem Fahren anziehst?
Also ich bin nie ohne Helm, Knie-, Schienbein- und Knöchelschoner unterwegs. Es kommt dann auf den Kurs an, ob ich noch mehr Protektion nehme. Bei allen großen Sprüngen bin ich sicher mit Fullface und Rückenprotektor unterwegs. Ich finde es unnötig, wenn man – nur um „cool“ zu sein – die Protektion weg lässt.
Verletzungen wird man als Profi also kaum vermeiden können. Was hast du dir da bisher so zugezogen?
Das linke Schlüsselbein ist zwei Mal gebrochen und verplattet. Ein anderes Mal riss die Milz ein und irgendwann brach ich mir auch das linke Kahnbein. Heuer war leider das Wadenbein dran: gebrochen und die Bänder ausgerissen – natürlich links! Für mich ist das einfach “Part of the Game” – es gehört halt dazu.
Niki mag große Sprünge!
“Austrias Sickest” feat. Niki Leitner & Clemens “Biz” Kaudela from Fabian Kluhs on Vimeo.
Neben deinem Job als Bikepro betreibst du die mobile Stunt-Agentur “Showfabrik” und hast mit “UPandDOWN” ein neues österreicherisches MTB-Magazin gelauncht. Wie kamst du zu diesen Geschäftsideen und was sind deine Pläne für die Zukunft damit?
Die “Showfabrik” ist einfach aus einer Blödelei heraus entstanden. Irgendwie haben BIZ (UMF Teamrider Clemens Kaudela) und ich im Winter eine Beschäftigung gesucht und uns gedacht, es wäre super, wenn man Shows fahren könnte, um unseren Sport mehr unter die Leute zu bringen. Wir haben beide die HTL für Maschinenbau gemacht, was uns bei der Planung und beim Bauen sehr geholfen hat. Seither versuchen wir, einfach so viele Shows wie möglich zu fahren, weil es einfach einen irren Spaß macht, das Publikum zum Staunen zu bringen. “UPandDOWN” ist Österreichs neues MTB-Magazin. Da unser Sport immer rascher wächst, haben sich Gabi und ich dazu entschlossen, ein neues MTB-Magazin auf den Markt zu bringen. Unsere Idee ist, die Szene dadurch zu pushen und eine neue Plattform zu bieten, um zu zeigen, was in ihr steckt. Wir versuchen, uns mit jeder neuen Ausgabe zu verbessern und weiter zu entwickeln. Die 2. Ausgabe ist jetzt fertig und wir hoffen, dass es auch so viel positive Resonanz gibt wie von Issue 1. Andrew Taylor und ich starteten noch ein neues Projekt, genannt “Seasons of Shred“. Wir machten in den letzten Jahren schon einige Trips zusammen und seit heuer gibt es “SOS”. Zu jedem Trip, den wir gemeinsam machen, laden wir einen „Special Guest“ ein, einen anderen Prorider, um gemeinsam irgendwo auf der Welt zu riden, Spaß zu haben und mit unseren Bikes einfach das zu machen, worauf wir Lust haben. Von jedem dieser Trips gibt es auch ein Video. Unser erster Trip führte uns nach Ocotillo Wells, dem Freeride-Mekka für Moto-Cross. Bilder seht ihr unter www.seasonsofshred.com und der Teaser des ersten Videos ist auch schon online, hier der Link: KLICK
Wie häufig soll “UPandDOWN” künftig erscheinen?
Das Magazin wird vier Mal im Jahr erscheinen und liegt zur freien Entnahme in Bikeshops und Bikeparks auf.
Was sind deine Prognosen für die Entwicklungen in Sachen Print-Magazine vs. Webseiten? Wird das Internet bald die Überhand gewinnen?
Ich bin der Meinung, dass das Internet das Print-Magazin nicht komplett ersetzen kann. Im Web kann man super für Updates, Infos und News durch die verschiedensten Homepages surfen und man entdeckt, was es Neues gibt. Auch die E-Books und Apps sind geil zu lesen, aber wenn man ein gedrucktes Magazin in den Händen hält und durchblättert, ist das doch noch einmal etwas anderes. Ich brauche beides, und deshalb glaube ich nicht, dass das Internet die Print-Magazine völlig ablösen wird.
Wie sieht angesichts dieser verschiedenen Tätigkeiten dein normaler Tagesablauf aus?
Jetzt, wo ich noch eine Verletzungspause machen muss, arbeite ich halbtags in der Firma meines Dads. Daneben kümmere ich mich um “UPandDOWN” und alles was für “Showfabrik”, den Dirtgarden und “Seasons of Shred” so anfällt. Mein normaler Alltag ohne Verletzung ist: früh aufstehen, E-Mails und anstehende Arbeiten für “UPandDOWN”, “Showfarbik”, “Seasons of Shred” und Dirtgarden erledigen, um danach von Mittag bis zum Abend zu riden. Einfach Spaß haben und das Leben genießen.
Kommst du dabei noch genug zum Training?
Es gibt natürlich auch genug Tage, an denen so viel zu tun ist, dass ich nicht zum Riden komme. Zum Beispiel ein paar Wochen vor Druckabgaben für “UPandDOWN” geht es voll rund, das gehört aber auch einfach zu dem Beruf dazu, dass man sich hinsetzt und die Sachen erledigt.
Wie sehen deine typischen “Showfabrik”-Kunden aus?
Das kann ich so gar nicht sagen, das geht total quer durch die Bank: Event-Agenturen, Firmen, Benefiz-Veranstaltungen, Privatpersonen – echt total verschieden.
Wie würdest du deinen eigenen Fahrstil beschreiben?
Ich würde sagen eher smooth und mit Elan.
Welches deiner Bikes fährst du selber am häufigsten?
Die meiste Zeit bin ich mit dem Romp unterwegs, wechsle aber auch oft auf das Play, besonders bei großen Sprüngen, weil das einfach voll Spaß macht. Ich bin auch viel mit dem Noton in Bikeparks unterwegs, einfach mal nur bröseln ist auch geil!
Wo liegen deine Lieblings-Spots für’s Biken (einmal in der Nähe und einmal weiter entfernt)?
Ganz klar der Dirtgarden, den haben Gabi und ich jetzt über die Jahre so gebaut, wie wir das wollten: einfach perfekt. Und dann würde ich sagen: Queenstown in Neuseeland ist hammergeil, da gibt es alles, einfach ein Traum!
Im Dirtgarden gibt es auch stets fette Jam-Sessions!
Dirt Garden Jam 2011 from MTHS on Vimeo.
Welches Erlebnis bei einem Bike-Trip wirst du nie vergessen?
In Queenstown habe ich mich einmal bei einem Canyon-Swing mit einem Kinderrad runtergehaut, das war schon eine sehr geile Erfahrung. Es gibt aber auf jedem Trip einmalige Actions, die ich nie vergessen werde.
Welche drei Bikevideos gehören zu deinen All-Time-Favourites?
NWD Serie, The Collective, Strength in Numbers.
Was war das eindrucksvollste Bike-Erlebnis, das du je mitgemacht hast?
Ein Trip nach Costa Rica, der war unbeschreiblich cool.
Drei Dinge, die du an deinem Job magst?
Das Gefühl, wenn ich einen neuen Trick gestanden bin, die Welt und neue Leute kennen zu lernen, mein Limit zu pushen.
Drei Dinge, die dich an deinem Job nerven?
Verletzungen, platte Reifen, lange Flüge.
Was wärest du von Beruf, wenn du nicht selbstständig wärst und als Bikepro arbeiten würdest?
Ich habe die HTL für HKLS abgeschlossen, also würde ich sicher als HKLS-Techniker arbeiten.
Welche Sportarten reizen dich neben dem Biken noch?
Kitesurfen macht mir extrem viel Spaß und klettern gehen Gabi und ich auch sehr gerne.
Was hast du dir Bike-mäßig noch für 2012 vorgenommen (z.B bestimmte Tricks)?
Ja, sicher trainiere ich immer neue Tricks, das musste ich aber verletzungsbedingt jetzt ein bisschen verschieben.
Was war dein erstes Mountainbike?
Ein Kona Dodo.
Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Stabile Rahmen, Laufräder und Gabel.
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten (aus dem Bike-Bereich)?
Lock On Grips.
Was ist die wichtigste Lektion, die das Leben dich gelehrt hat?
Immer wieder aufzustehen.
Welchen besten Tipp hast du schon jemand anderem gegeben?
Take it easy.
Was war der wichtigste Ratschlag eines Freundes, den du je bekommen hast?
Tu es!
Was führt dich in Versuchung?
Die Gabi und ein Eisgeschäft!
Was macht dich glücklich?
Die Gabi und ein Eis!
Dein größter Erfolg?
1.Platz White Style
Deine größte Angst?
Eine schwere Verletzung.
Dein/e aktuelle/r Lieblingsfahrer/in unter den Bikeprofis (und warum
gerade er/sie)?
Darren Bearclaw, ein super Fahrer, der das Business verstanden hat, und
Andreu Lacondeguy, hammer Style und einfach nur hin.
Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Ehrgeiz, Dickköpfigkeit, Humor.
Wie möchtest du gerne in Erinnerung gehalten werden?
Als Niki.
Danke für das Interview und einen gutes Comeback nach der Verletzungspause!
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