Einige Leser werden sich an den großen Karriere-Rückblick des Bike-Allrounder aus München hier auf mtb-zeit.de erinnern – um ihn noch besser kennenzulernen und über sein aktuelles Leben mehr zu erfahren gibt es jetzt das große Tibor Simai Interview 2013! Artikel von: Marc Brodesser – mtb-zeit.de
Hi Tibor – bitte stell dich bitte mal kurz den Lesern vor, die dich und deine MTB-Story noch nicht kennen!
Ich heiße Tibor Simai, komme aus München und das Biken war von klein auf meine Leidenschaft. Durch BMX Race kam ich zum MTB und fuhr viele Jahre 4X-Rennen und war auf vielen Shootings für Kataloge und Magazine. Um mir nebenbei ein sicheres Standbein aufzubauen, machte ich eine Ausbildung zum Med Sport Pädagogen und A-Lizenz Trainer und arbeitete in der Sportschule FFB Puch und fand auch Spaß am Bikecamps coachen. Auch das Arbeiten mit Kindern z.B. bei Rob J’s Jugendcamp macht mir seit nun mehr als 10 Jahren einen riesigen Spaß. Darüber hinaus entwickele ich mit meinen engen Partner stylische und sinnvolle Bikeparts und gebe meine Ideen und Feedback. Auch meine eigene kleine Schmiede habe ich mit Freunden vor einem Jahr gestartet. Die Zeit in der Werkstatt ist einfach genial. In den letzten 2 Jahren habe ich noch Spaß am Ausdauersport gefunden – eine tlle Herausforderung, die ich nur jedem ehemaligen Sprinter empfehlen kann… Im Prinzip mache ich alles Rund ums Bike und obendrauf darf ich noch Kampfrichter bei richtig geilen FMB Events sein!
Wie bist du zu deinen Anfangszeiten denn genau so richtig in die MTB-Szene hinein gerutscht?
Ich hatte zu meiner BMX-Zeit einen ganz guten Namen und als MTB so richtig boomte, wollte ich einige Dual oder 4X Rennen fahren. 1995 lernte ich damals über meinen Bike Shop die Jungs von Delta Sports (heute Cosmic Sports) kennen. Also ab auf ein Leihbike von Manitou und los ging’s. 1996 fuhr ich dann auf einem Sunn die deutsche Dual Meisterschaft mit. Das war geil: Ohne Vorderbremse natürlich, man war ja BMX’er. Was soll’s, das war zwar dumm, aber cool… Erst ein paar Rennen später wurde die Vorderbremse montiert und die Ergebnisse besser…
Was hat dich zu der Zeit am MTB-Sport so fasziniert? Sind das heute andere Dinge?
Es gab für mich nur Rennen fahren, mit Freunden jeden Tag trainieren und das beste herauszuholen… Heute ist das anders, wenn ich ein Rennen fahre, soll der Beste gewinnen. Mein Antrieb ist mit dem Bike alles machen zu können, daher bin ich ein großer Fan der Trailcenter in North Wales. Sowas müsste es in Deutschland geben. Strecken, die bei jedem Wetter fahrbar sind und sowohl bergauf wie bergab dir ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Okay, mit dem dicken Rad im Bikepark shredden ist natürlich auch mega – brooooaaaaaaap…
Du bist nun nicht nur Canyon-Botschafter und Allround-Rider, sondern bist auch im Canyon Factory Enduro Team involviert – wie kam es dazu und was sind dabei deine Aufgaben?
Gute Frage, da sitzt man zusammen und spricht über neue Projekte und dann geht’s auch schon los. Viel meiner Energie steckt im Aufbau des Canyon Factory Enduro Teams. Das komplette Setup, die Kommunikation mit den Fahrern, viele administrativen Dinge leider auch, haha – allerdings bin ich hier nicht der Einzige, da ziehen echt ein paar Leute kräftig an einem Strang, um sowas zu verwirklichen. DANKE JUNGS!
Was wünscht du für das Canyon Factory Enduro Team an sportlichen Erfolgen in 2013?
Wir sind breit aufgestellt und wollen vorne rein fahren. Sowohl die Enduro World Series als auch die deutsche Enduro Serie ist unser Focus. MegaAvalanche und Trans Provence natürlich nicht zu vergessen…
Wie siehst du die Chancen des Enduro-Sports mehr Aufmerksamkeit zu erhalten und auch ohne UCI Worldcups weiter aufzusteigen?
Mehr Aufmerksamkeit? Geht das noch? Innerhalb der Szene wohl kaum. Wenn Du in den öffentlichen Medien meinst, bin ich froh, dass die UCI raus ist. Einer der Gründer der EWS war vorher bei der UCI! Der Sport muss in die Hände von ehemaligen Athleten, die sich im Business auskennen und das Ganze auf ehrliche Weise pushen. Die UCI ist für mich ein Faschingsverein: Gut verkleidet! Schau doch mal die FMBA an, da engagieren sich ehemalige Fahrer, aktive Athleten und alle die Manpower einbringen wollen – das ist geil, und jetzt kommen die X-Games mit Slopestyle-Contest nach München.
Du hast die Jugendcamps angesprochen – welche Bedeutung wird das Coaching in deiner beruflichen Zukunft einnehmen?
Das werde ich so lange machen, bis mich keiner der Kids mehr sehen will. Letztes Jahr war sehr intensiv, einige der Top-Kids wollten egal wie, in meine Gruppe. Nachdem ich ihnen erklärte, sie sollen evtl. in eine schnellere Gruppe gehen, meinten Sie nur: „Nene, wir wollen mit dir shredden und stylen!“ Waaaaah, wie geil! I’ll be back this year…
Welche Pro-Racer haben dich aus dem MTB-Bereich bisher am meisten inspiriert?
BMX: Christophe Leveque, Dylan Clayton, Thomas Allier! MTB: John Tomac, Shawn Palmer, Steave Peat!
Welche Events willst du 2013 als aktiver Fahrer mitnehmen?
Ich lasse mich überraschen, wirklich, ich habe nichts geplant…
Welche andere Zweiraddisziplinen gehören zu deinem Training bzw. deiner Leidenschaft?
CC mit dem 29er, boah ist das geil. Rennradtouren, Enduro mit meiner KTM und Supermoto fräsen…
Welche MTB-Profis anderer Disziplinen bewunderst du aktuell am meisten und warum gerade die?
Andreu, der bringt den Sport auf seine Weise an ein ganz anderes Level: Immer progressiv am Gas. Thomas Genon, es scheint als ob er alles könne, ich hoffe noch weiter viel von Ihm zu sehen. Aaron Gwin, was eine Maschine der Typ! Gee Atherton für seinen Fokus, Steve Peat, immer für einn Podium gut! Und Cedric Gracia ist einfach der “crazy nice dude”…
Körperliches Training ist dein Ding – inwiefern bist du da bei deinen Team-Athleten involviert und was müssen die Jungs und Mädels mindestens pro Woche absolvieren?
Ääääh, ja… Das Fokussieren wir dann bitte nächstes Jahr: Entweder Manager oder Coach. Beides geht nicht. Vor allem habe ich ja noch eigene Verpflichtungen meiner Partner, also ich kümmere mich um den Aufbau des Teams und dann sehen wir weiter…
Wie bekommst du denn selber Job und Riding unter einen Hut – halten sich Office und Outdoor noch in Waage?
Welche Waage? In der Anfangsphase keine Chance, dafür habe ich eine Rolle zum Trainieren im Office. Wer kann schon mit Lycras im Büro rumlaufen, hehe….
2011 demonstrierte Tibor seinen Flow in diesem Video:
Bastelst du an deinen eigenen Bikes selber oder gibt es auch Sachen, die andere erledigen müssen?
Das ist mal eine Frage, die ich noch nie hatte. Danke! Ja, ich mache alles selber, fräsen, nachschneiden, perfektionieren, gebe hier Feedback an meine Partner und mein Bike muss einfach 110% Top sein. “Passt schon” gibt’s nicht. Das einzige was ich nicht mache ist zentrieren. Ich lege die Speichen rein und mein Freund vom Radsport Beyer macht mir die Dinger auf ein Zehntel – so geil! Wenn es mal eilig ist, z.B. auf einem Rennen, habe ich einen sehr guten Freund, der Hand anlegen darf, muaaaahahaaaa – Schlichi, entschuldige… Oder besser: Danke dass Du mich aushältst…
Welche aktuellen Technik-Hypes haben am ehesten Potential sich durchzusetzen – vielleicht 650b-Bikes?
Ich stehe voll auf die neuen Laufradgrößen. Endlich sehen große Leute nicht aus wie auf zu kleinen BMX Rädern. Die 29er und 650b’s machen im richtigen Einsatz so Laune, da bin ich sprachlos… Allerdings liebe ich mein Dirtbike mit 26“ oder auch mein DH-Bike, das mit seinen Schlappen ja eh schon ein 650b ist. Richtig Spasß machen aber auch die 2-teiligen Bremsscheiben, da schleift nichts mehr. Variostützen sind heute schon ein “must have” und nicht mehr wegzudenken, allerdings immer noch nicht ganz ausgereift. Ich bin mal gespannt. was in der Zukunft kommt, evtl. ein aktives Fahrwerk, das je nach Untergrund alles macht, ähnlich wie in der Formel 1 – ob das Serienreife erlangen würde? Hm, da müsste jemand viel Geld und Zeit reinstecken….. Aber wer weiß… Ganz geil finde ich die Scheibenbremse auf dem Rennrad, entschuldigt mich bitte alle Rennradfans, aber den Look finde ich auch gewöhnungsbedürftig, jedoch die Performance will man nicht mehr missen. Gerade wenn man auf Granne das Soria Tal runterschießt und Urlauber in ihren Leihwägen eher doch die Aussicht genießen, als sich auf andere Verkehrsteilnehmer zu konzentrieren – Disc Brake ist ein MUSS für’s Rennrad.
In Verbindung wünsche ich mir den Batteriekasten, derdie elektronische Schaltung mehr versteckt, auch das Schaltwerk sollte mit der Zeit filigraner werden.
Wenn du nur ein Bike als Allrounder für einen langen Bike-Urlaub mitnehmen könntest – was wäre das für ein Modell?
Ich bin letztes Jahr alles, aber wirklich alles mit meinem Grand Canyon AL 29 gefahren. Damit kannst du auf der Straß,e fahren und Freunde die mit dem Rennrad unterwegs sind begleiten, einfach nur die Gabelbrücke greifen. Alle Touren, ob mit Lopes, Rey oder Schley in Laguna, als auch die 24H WM sowie bei minus 15 Grad die Nightrides bei mir in München. Dieses Jahr möchte ich ein Fully fahren. Das Nerve CF hat es mir angetan, hehe – watch out for something special…
Verletzungen bleiben auch im MTB-Bereich ein Thema. Was hast du dir da bisher so zugezogen?
Ich meine einen Haufen über die ganzen Jahre: Schulter, Knie, Hand- und Sprunggelenk, etc… Aber alles schön auskuriert und mit Training und guter Ernährung wieder Fit gemacht.
Du sprachst von Nightrides an der Isar – fährst du deine Heimrunden meistens alleine oder mit Kollegen?
Immer unterschiedlich, mal eine Zeit alleine, mal nur mit den Kumpels. Wenn ich trainieren möchte, höre ich auch gerne Musik, also egal wie, hauptsache auf dem Bike…
Welches Erlebnis bei einem Bike-Trip wirst du nie vergessen?
Es ging zum Matterhorn, mit Markus Greber als Fotograf, Patricia Roth und Andi Wittmann. Auf der Fahrt dorthin waren wir eher so: Boah, was sollen wir da, Matterhorn hat schon jeder 100 mal fotografiert.. Wir wurden eines besseren belehrt: Das war so intensiv, so flowig und spektakulär! Wir waren sprachlos: Von Schnee, über Geröll auf staubigen Trails über 2000 hm ins Tal. Und dann noch an Eisbächen vorbei, haha… Und gleich wieder rauf mit der Gornegratbahn. Oben war es -15 Grad, uns egal, unbedingt noch mal runter! Die Bilder waren einfach genial…
Was war das eindrucksvollste Bike-Erlebnis das du je mitgemacht hast?
Als wir Ende letzten Jahres diese eine Woche in North Wales mit Freunden geshreddet sind – man, das war ein Erlebnis, Nautur pur, alles mit einem Bike gefahren und so unglaublich spaßige und tolle Momente erlebt. Wir mussten teilweise bei den Abfahrten schreien, weil es so flowig und geil war – einfach unglaublich!
Welche Sportarten neben dem Biken praktizierst du noch so?
Skifahren, Wakeboarden, Schaltkart fahren, Fitness, einfach alles was Spaß macht und was man mit Freunden teilen kann…
Rückblickend: Was war für dich die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Die Federung und die Scheibenbremse. Die Schaltung ist schon cool, aber 11 Gänge reichen ja jetzt wieder, haha…
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten aus dem Bike-Bereich?
Mein 2008er Canyon Tibor Stitched!
Was ist die wichtigste Lektion, die das Leben dich gelehrt hat?
Sei offen und ehrlich, man sieht sich immer zweimal im Leben! Manche mag man dann auch das zweite mal nicht mehr treffen – das ist aber eher sehr selten so.
Welchen besten Tipp hast du mal an jemand anderen gegeben?
Ja mehrmals: Auf das eigene Können und sich selbst zu vertrauen. Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht, und da waren schon einige Situation mit Freunden oder Top-Athleten, die ein offenes und ehrliches Gespräch mit mir hatten, was ihnen gut tat! Sicherlich muss hier auch die Chemie stimmen. Ich brauche natürlich auch so jemanden, aber dafür hat man ja Freunde, die einem die Murmel zurecht rücken, wenn sie schief hängt.
Was war der wichtigste Ratschlag eines Freundes, den du je bekommen hast?
Das gleiche wie gerade eben: Konzentriere Dich auf das, was Du kannst – das hilft immer!
Was führt dich in Versuchung?
Schöne Dinge, Dinge mit einer tollen Geschichte, etwas Beständiges, das aber nicht unbedingt perfekt ist, sondern ruhig etwas aus dem Rahmen fällt.
Was macht dich glücklich?
Viel Positives, mit Freunden eine Leidenschaft teilen, z.b. ein Tag im Bikepark oder eine Woche auf einem Biketrip! Ich kann mich für Winter und den Sommer begeistern – es kommt darauf an, was man daraus macht. Okay, das Wetter nicht immer, der Sommer ist mir noch lieber, haha.
Die Welt aus Tibor’s Augen mit viel Action:
aTown ::: T von BKM-SE – mehr Mountainbike-Videos
Dein größter Erfolg?
Von meiner Leidenschaft zu leben…
Deine größte Angst?
Später mal keinen Sport mehr machen zu können – aber das dauert ja noch…
Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Sympathisch, sozial und verrückt.
Wie möchtest du gerne in Erinnerung gehalten werden?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Muss ich das langsam?! Spaß beiseite, das muss der oder die entscheiden, die mit mir Kontakt hatten oder haben. Ich steuere nichts, ich bin wie ich bin: Ich liebe das Leben und das, was ich tue – und das wird geteilt!
Last words?
Ich wünsche Euch eine tolle Saison 2013 und freue mich wenn wir uns über den Weg laufen!
Danke für das offene und interessante Interview – enjoy your season 2013
Fragen: Marc Brodesser – mtb-zeit.de
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