Dennis Stratmann ist ein Urgestein der MTB-Szene und hat sich als Fahrer, Fotograf, Designer und RANDOM-Phtography-Macher einen Namen gemacht. Der Rocky-Mountain-Fahrer liebt Downhill-Racing und hat interessante Ansichten zum Thema “Print vs Web” – nachdem wir schon meherere RANDOM Ausgaben verlost haben erfahrt ihr im mtb-zeit-Interview nun mehr über den sympathischen MTB-Freak aus NRW!
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Stell dich bitte mal kurz den Lesern vor, die dich und deine Story noch nicht kennen (quasi was du so in der MTB-Szene machst).
In allererster Linie bin ich ein Mountainbiker! Ich liebe und lebe diesen Sport seit über 20 Jahren und hab in der Zeit eine Menge Stationen gehabt. Anfänglich als CC Racer, bis über das Nationalteam der Downhiller. In meinem Schrank hängen alle Medaillien nationaler Meisterschaften (gold, silber, bronze) und meine Krankenakte ist dicker als Berlins Telfonbuch. So what?! Liebe schmerzt manchmal, hehe. Mittlerweile verdiene ich den Großteil meiner Brötchen mit MountainBike Fotografie und dem Layouten. Und es macht immernoch Spaß!
Wie bist du zu deinen Anfangszeiten in die MTB-Szene und den Sport hinein gerutscht?
Nachdem alle meine Freunde damals mit dem Skateboardfahren aufhörten, verlor auch ich dort den Spaß. Ich suchte mir eine neue Sportart und wurde beim MTB fündig. Nachdem ich bei den Vereinsmeisterschaften (1992) meines damaligen Vereins direkt Erster im DH wurde, war ich total angefixt.
Du bist nun seit vielen Jahren in der Rennszene mit dabei. Wie beurteilst du die Entwicklungen in diesem Bereich?
Es ist toll zu sehen wie hoch das Niveau mittlerweile ist und wieviele sich für den DH-Sport interessieren und ihn praktizieren. Mit dem guten Material von heute ist es auch wesentlich einfacher geworden eine Strecke zügig bergab zu fahren. Und das ist vielleicht auch direkt der Nachteil: Mittlerweile ist der Speed im Gelände so hoch, dass viele Stürze direkt mit Verletzungen verbunden sind. That sucks!
An Bord bei Dennis Stratmann:
Wie siehst du die Chancen das Downhill-Racing aus der Extremsport-Nische es auch ins TV schafft, was ja zum Beispiel bei Ski-Abfahrts-Racing etc. schon länger der Fall ist? Was muss geändert werden, damit die Medien mehr Interesse am Mountainbike-Sport haben?
Wir brauchen Stars! Jeder Sport, der Sieger hervorbringt, schafft es in Deutschland ganz nach oben. Die Leute brauchen deutsche Helden – und die Medien erst recht. Leider schaffen die deutschen es nur nicht sich international ganz vorne zu behaupten.
Soll 4X deiner Meinung nach wieder zur Worldcup-Disziplin werden o. ist die Zukunft der 4X Pro Tour erfolgsversprechender?
Es ist wie mit allem: was nicht von offizieller Seite anerkannt wird und gepusht wird, hat keine Chance. Ich würde den 4x gerne wieder im Weltcup sehen mit guten Livebildern. Zum Zuschauen ist es sicher die spannenste Disziplin!
Bei den Contests, Videos & Fotos sind die Stunts häufig riesig, die Tricks am Limit (z.B. Double Flips) und es gibt auch viele verletzte Pros. Wie beurteilst du diese Höher-Weiter-Krasser-Entwicklung? Ist sowas eh nicht aufzuhalten oder geht es da zu sehr um das große Geld?
Es dreht sich im Kreis. Jeder Veranstalter will die krassesten Stunts haben und die besten Fahrer – nur so kommst du fett in die Medien. Es geht nicht um Geld – da ist doch nicht viel zu holen. Wenn du Geld willst, spiel Golf, Tennis oder Fussball!
Sam Blenkinsop fährt ohne Handschuhe u. auch andere Downhiller haben erstaunlich wenig Schutzkleidung an. Wie siehst du Überlegungen bezüglich Protektoren-Vorschriften auf UCI-Ebene?
Im Profisport sollte es ein Minimum an Vorschriften geben, da jeder Fahrer für sich selber verantwortlich ist. Ich halte Helm, Handschuhe und Knieschoner für die Minimalausrüstung bei einem DH-Rennen. National und für Hobbyfahrer finde ich es sinnvoll wie es z.zt. in Deutschland geregelt ist. Da gibt es umfangreiche Vorschriften zur Schutzausrüstung.
Wie entscheidest du selber, was an Schutz du vor dem Fahren anziehstnzum Beispiel bei Rennen o. am Home-Spot?
Wenn die Strecke sehr gefährlich ist, packe ich mich schonmal etwas besser ein. Bei Rennen fahre ich meist mit Helm, Knie und Ellbogenschonern, sowie Handschuhen und Rückenpanzer. Auf einer normalen Enduro-Tour nur Halbschalen-Helm, Handschuhe und Knieschoner.
Verletzungen bleiben auch im Hobby-Bereich ein Thema. Was hast du dir da bisher so zugezogen?
Etliche Handgelenksbrüche, Rippenbrüche und ein Schüsselbeinbruch. Prellungen und Verstauchungen zähle ich schon lang nicht mehr, hehe.
Was sind deine Prognosen für die Entwicklungen in Sachen Print-Magazine vs. Webseiten – wird das Internet bald die Überhand gewinnen?
Hat es das nicht schon?! Ich finde nur, dass der Gehalt des Netzes etwas “dünn” und kurzlebig ist. Um sich schnell zu informieren – besonders über aktuelle Themen – da ist das Netz unschlagbar. Aber für gute Liteartur, toll gestaltete Magazine und Bücher und aufwändige Produktionen bietet Print eine deutlich bessere und nachhaltigere Plattform. Wieso gehen Leute ins Museum wenn sie die Exponate auch online ansehen können? Wieso gehen die Menschen ins Kino, wenn man auch alles im Netz sehen kann? Weil sie Qualität sehen wollen. Das Netz selektiert auch nicht – das überfordert viele mit einem Informations -Overflow. Oder wie es Thomas Koch sagt: “Print lebt, weil es schlau macht. Fernsehen macht doof und Internet nur schnell”.
Wie sieht angesichts deiner verschiedenen Tätigkeiten dein normaler Tagesablauf aus?
Den gibt es nicht. Wenn ich im Büro bin, dann meistens von früh bis wirklich spät, weil ich dann immer viel abarbeiten muss.
Kommst du dabei denn noch genug zum trainieren für’s Downhill Racing?
Nein, leider nicht. Ich hab einiges an Speed verloren in den letzten Jahren. Aber an Weisheit gewonnen!
Wie würdest du deinen eigenen Fahrstil beschreiben?
Sauber 🙂
Welches deiner Bikes fährst du selber am häufigsten?
Rocky Mountain Slayer. Eine wahre Allroundwaffe!
Wo liegen deine Lieblings-Spots für’s Biken (einmal in der Nähe und einmal weiter entfernte)?
Am besten gefällt es mir daheim direkt vor der Haustür auf meinen Hometrails. Und wenn ich weiter reisen darf, dann mag ich La Palma und Finale als Top-Spots!
Welche drei Bikevideos gehören zu deinen All-Time-Favourites?
Strength in Numbers, Chainsmoke (so oldschool), Life Cycles.
Was war das eindrucksvollste Bike-Erlebnis das du je mitgemacht hast?
Eindrucksvoll ist immer die lange Abfahrt auf La Palma. Von 2500 m Höhe bis runter an den Strand nur Singletrail. Oben im Schnee und unten in Badehose und mit einem kühlen Bier. Top!
Drei Dinge, die du an einem Job magst?
Abwechslung, oft draussen sein können, mein eigener Boss zu sein.
Drei Dinge, die dich an deinem Job nerven?
Zu lange Bürotage, zu viele Termine, die sich überschneiden und nie “nein” sagen zu können…
Was wärest du von Beruf, wenn du nicht als selbstständig wärst und in der Bike-Branche arbeiten würdest?
Schwer zu sagen. Vermutlich würde ich als Produktdesigner in einer Agentur arbeiten.
Welche Sportarten reizen dich neben dem Biken noch?
Definitiv das Backcountry Skiing.
Was hast du dir bike-mäßig für 2012 vorgenommen (z.B bestimmte Reiseziel)?
Russland und Norwegen stehen auf dem Plan – aber wird wohl eher 2013.
Kurzschüsse:
Dein erstes Mountainbike?
TREK 930
Die wichtigste technische Entwicklung im MTB-Sport?
Federgabel und Teleskopsattelstützen!
Dein Lieblingsprodukt aller Zeiten (aus dem Bike-Bereich)?
Intense M1
Die wichtigste Lektion, die das Leben dich gelehrt hat?
Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann.
Welchen besten Tipp hast du mal an jemand anderen gegeben?
Arsch weit hintern Sattel! Kann man gar nicht geben, hehe.
Was führt dich in Versuchung?
Meine Frau.
Was macht dich glücklich?
Siehe oben
Dein größter Erfolg?
Sportlich ?! Deutscher Meister 2008 (Masters) und 3ter in der Elite (1999).
Deine größte Angst?
Aufs Biken bezogen: Stürze und daraus resultierende Verletzungspausen.
Dein aktuelle/r Lieblingsfahrer/in unter den Bikeprofis (und warum gerade er/sie)?
Peaty! Weil der immernoch rockt!
Welche drei Eigenschaften sagt man dir nach?
Da musst du die Anderen fragen.
Wie möchtest du gerne in Erinnerung gehalten werden?
Gar nicht – bin doch noch da, hehe.
Danke für das Interview und viel Spaß und Erfolg weiterhin!
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