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Erfahrungsbericht: Hero MTB Himalaya Race 2016

Die Könige des Himalayas sind gekrönt: Das achttägige Hero MTB Himalaya Mountainbike Rennen führte die Hobby-Mountainbikerin Sarah Appelt 650 Kilometer durch das indische Riesengebirge, hier ihr ausführlicher Bericht von dem Abenteuer fernab der Heimat. Die dazugehörigen Videos sind mit im Artikel enhalten!

Rückblick MTB Himalaya 2016:

“Nachdem ich das Fahrrad die Stufen zum Dorf getragen habe, wo mich schon eine Handvoll Kinder mit neugierigen Augen begrüßen, führt die Strecke einen engen Pfad entlang. Immer wieder steige ich ab. Teils, wegen Unvermögen, diesen technisch anspruchsvollen Trail zu fahren, teils, weil mir immer wieder Frauen mit Strohballen auf dem Rücken oder Gruppen von Lastpferden engegen kommen. Dann geht es über eine wackelige Brücke und wieder habe ich mein Fahrrad auf den Schultern, dieses Mal, um es ein längeres Stück hinaufzutragen. Als ich weiter nach oben schaue, sehe ich schon, wie sich das nächste Hinderniss anbahnt: Eine Herde von ungefähr 300 Ziegen und Schafen rückt immer näher. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und bahne mir mit lauten „Hasch, Hasch“-Lauten, den Weg durch die Tiere. Dann habe ich freie Fahrt: Auf einer Jeepiste geht es durch einen tiefen Wald erst aufwärts zum höchsten Punkt auf etwa 2500 Meter und dann etwas hinab nach Billing, einer der Top-Orte weltweit zum Paragliding. Während die Piloten mit den Gleitschirmen durch die Lüfte fliegen, geht es für mich die kurvige Straße per pedal hinab. Ab jetzt ist das Terrain weniger anspruchsvoll, keine Tiere versperren mir mehr den Weg und vom Wegesrand werde ich immer wieder von indischen Kindern angefeuert. Nur noch durch ein paar Bäche, der letzte schlammige Singletrail und ja, ich habe es geschafft und gelange nach einer 88 km langen Odysee durch den Himalaya an das heutige Etappen Ziel des Hero MTB Himalaya Mountainbike Rennens.

Tag Sieben des achtägigen Mounatinbike Etappenrennen ist geschafft. Nur noch Morgen und ich habe eines der härtesten Etappen-Mountainbike Rennen der Welt gemeistert! Tatsächlich zählt das jährliche Hero MTB Himalaya Rennen mittlerweile zu einem der Geheimtipps unter Mountainbikern weltweit. Mountainbike Größen wie Cory Wallace (Kannada), Jason English (Australien), Thomas Turner (USA), Catherine Williamson (Groß Britanien) und Andi Seewald (Deutschland)nehmen die lange Reise in den indischen Himalaya auf sich, um sich hier in hoher Höhe und auf technisch anspruchsvollen Trails zu messen. Das Rennen findet nun schon seit zwölf Jahren statt, wird von Jahr zu Jahr länger, anspruchsvoller und technischer. Doch das mehrtägige und knallharte Rennen ist nicht nur ein Mountainbike-Rennen, bei dem es lediglich um den Wettkampfgedanken geht. Es ist vielmehr ein perfekt organisiertes sportliches Abenteuer durch eine der schönsten und abgelegensten Regionen Indiens, das einem einen tiefen Einblick in die indische Kultur und die unberührte Landschaft des Himalayas verschafft.

Genau aus diesem Grund nahmen auch in diesem Jahr wieder viele Hobby-Mountainbiker an dem achttägigen Rennen Ende September teil, bei dem insgesamt über 650 km und 15 000 Höhenmeter überwunden werden mussten. Für Radsportler aus der ganzen Welt übt das Rennen eine Faszination aus, denn wo sonst könnte das Geländefahren besser sein, als im höchsten Gegirge der Welt, wo die Regionen teilweise noch so abgelegen sind, dass es kaum befestigte Straßen gibt und dafür umso mehr Jeeptracks, Waldwege und Singletrails? Dieses Jahr hatte das Hero MTB Himalaya Rennen knapp 70 Teilnehmer, darunter viele Deutsche, Portugiesen, Spanier und natürlich Inder.
Die Veranstalter machten das diesjährige Rennen besonders interessant, wurde doch in Shimla, der ehemaligen britischen Sommerhaupstadt, gestartet und in Dharamshala, der tibetischen Exilregierung und dem Sitz des Dalai Lamas, geendet: Einmal quer über die Berge der Shiavalik und Dhauladhar Gebirgsketten! Dazwischen galt es unzählige Bergpässe (der Höchste von ihnen war 3000 Meter hoch), einige Bäche und die mächtigen Gebirgsflüsse Satluj und Beas zu über- beziehungsweise durchqueren. Wir fuhren durch einsame kleine indische Dörfer, tiefe Nadelwälder und vorbei an heiligen Tempeln.

Täglich wurden zwischen 60 und 90 km mit durschnittlich 2000 Höhenmetern überwunden. Während die Profis diese Strecken in 3 bis 4 ½ Stunden zurücklegten, brauchten wir Hobby-Fahrer für die anspruchsvolleren Etappen bis zu neun Stunden. Doch regelmäßige Verpflegungsstationen, Reperatur-Punkte und die vielen Streckenposten am Wegesrand, gaben Sicherheit und sorgten für die nötige Stärkung zwischendurch. Und wer es einmal nicht bis ganz zum Ende schaffte, der wurde auch auf dem Weg eingesammelt. Zwischen den einzelnen Etappen übernachteten die Teilnehmer in idyllischen und komplett ausgestatteten Camps, die keine Wünsche unerfüllt ließen. Je nach Wahl schliefen wir in Ein- oder Zweimannzelten. Es gab auch Dusch- und Toilettenzelte, Elektrizität zum Aufladen diverser elektronischer Geräte und Licht. Außerdem begleitete ein Krankenwagen mit Arzt, einen Physioterapeuten, sowie einem Massage Team das gesamte Rennen. Das talentierte Küchenteam zauberte täglich die besten Speisen auf das Buffet: Neben Pasta, Reis, indischen Gerichten, Salaten und köstlichen Nachspeisen, wurden wir mit Unmengen an Snacks, Säften und besonderen Gerichten aus der regionalen Küche verwöhnt. Zum Frühstück gab es einen guten Mix aus Toast, Haferflocken, Müsli, Obst und Indisches während die Feedstations mit Bananen, gekochte Eier, Kartoffeln, Sandwiches, Schokolade, Kuchen, Säfte und Redbull für den schnellen Energiekick gefüllt waren. Oft war die nächste Feedstation meine beste Motivation, um weiterzufahren.

Neben dem Rennen selbst, waren wohl die Stunden im Camp das Highlight. Frisch geduscht saßen wir zusammen, genossen die Speisen und tauschten Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen aus. So gaben Andi und Catherine Tipps zur Ernährung während des Rennens, die Mechaniker halfen uns bei kleineren und größeren Reperaturen an den Mountainbikes und Jason aus Australien legte kurze Technik Workshops am Nachmittag ein. Am Ruhetag, an dem die Fahrer nicht nur relaxten, noch mehr aßen und lange schliefen, sondern auch ein kulturelles Programm vom Veranstalter geboten bekamen, wurde eine Dorfschule besucht, traditionelle Hüte aufgesetzt und gemeinsam einheimische Volkstänze getanzt.

Am Ende konnte Andi Seewald das Rennen vor Cory Wallace und James Englisch für sich entscheiden und ist nun gekrönter „König des Himalayas“. Bei den Frauen gewann Catherine Williamson vor Ilda Pereira aus Portugal und Naima Madlen Diesner aus Deutschland. Die Siegerehrung fand standesgemäß im Kricketstadium in Daramshala statt und alle Mountainbike Teilnehmer wurden nach dem Rennen mit einem persönlichen Treffen mit dem Dalai Lama überrascht. Welch eine Ehre.
Ich selbst bin gut durch das Rennen gekommen und habe alle Etappen gemeistert. Für eine Amateur-Fahrerin wie mich, ist das schon eine Leistung. Ich genoss die teilweise recht langen Tage auf den Sattel, musste aber neben meinen körperlichen Fähigkeiten auch meine mentale Kräfte aktivieren, um die vielen Ab- und Anstiege zu meistern. Für das nächste Mal, werde ich wohl meine technischen Fähigkeiten noch etwas verbessern müssen und wer weiß, vielleicht treffe ich ja einen von euch auf dem Rennen. Ich würde mich freuen.

Und wer Lust hat, mehr über meine persönlichen Erfahrungen während des Rennens und das Hero MTB Himalaya Rennen zuerfahren kann auf den beiden Links noch mehr dazu lesen. Viel Spaß.”

Über die Autorin: Sarah Appelt lebt seit über 6 Jahren in Indien in dem kleinen Bergort Manali mitten im Himalaya. Von hier aus leitet sie das kleine Reiseunternehmen Chalo! Reisen und organisiert Aktiv-und Erlebnisreisen für ihre deutschsprachigen Gäste. Neben Trekkingreisen, Bergexpeditionen,Mountainbike- und Fahrradtouren, hat sie auch viele Yoga- und Kultureisen im Programm. Außerdem kooperiert Sie mit der Organisiation Hastpa, die jährlich das Hero MTB Himalaya Mountainbike Rennen in Indien organisiert und bietet ab 2017 Packetprogramme zum Rennen an.

Web: chalo-reisen.de |Facebook: Chalo Official Page

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